Nur knapp drei Wochen hat es gedauert: Nach seinem Besuch in der Ukraine Anfang Juni ist der päpstliche Sondergesandte Kardinal Matteo Zuppi auch nach Russland gereist. Schneller, als manch einer vielleicht vermutet hatte. Die päpstliche Friedensmission ist demnach in vollem Gange. Was sie im Endeffekt austragen kann, wird sich zeigen. Einen großen Wurf wird man nicht erwarten dürfen. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin etwa sieht keine Chancen auf einen raschen Frieden.
Neben Gesprächen mit dem Papstbotschafter in Moskau und dem Vorsitzenden der dortigen katholischen Bischofskonferenz traf Zuppi unter anderem auch den außenpolitischen Berater von Präsident Wladimir Putin, Juri Uschakow. In dem Gespräch soll es den Angaben nach um humanitäre Fragen gegangen sein, etwa um Hilfe für Kriegsgefangene und minderjährige Flüchtlinge.
Aber auch ein Treffen des Kardinals mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. stand auf der Tagesordnung. Die Tatsache, dass die beiden wohl gemeinsam einen – katholischen – Gottesdienst gefeiert haben, ist dabei ein Zeichen, dass durchaus auch missverstanden werden kann. Rückt man sich damit vatikanischerseits nicht zu sehr in die Nähe des russischen Patriarchen, der die Religion und auch die Liturgie immer wieder für die eigene Kriegslegitimation hernimmt? Sicher, dem Papst ist daran gelegen, alle Verständigungskanäle aufrechtzuerhalten. Zuppi, der der Gemeinschaft Sant’Egidio nahe steht, ist vermutlich ein geeigneter Mann, um auf diesem Minenfeld vermittelnd tätig zu sein. Doch der Vatikan sollte vorsichtig sein, welche Bilder er produziert. Nur allzu schnell könnten diese von der russischen Seite für die eigene Propaganda ausgenutzt werden.
Immerhin zeigt der Vatikan, dass er auch die Ukraine vor allem humanitär weiterhin unterstützt. Gleichzeitig zu Zuppis Besuch schickte Franziskus seinen Sozialbeauftragten Kardinal Konrad Krajewski ins ukrainische Kriegsgebiet, um unter anderem Medikamente und Spenden zu verteilen.