Es war eine Nachricht, die irgendwie erwartbar war. Die Junge Alternative (JA), die Jugendorganisation der Alternative für Deutschland (AfD), gilt dem Bundesamt für Verfassungsschutz nun als erwiesen rechtsextreme Organisation.
Das erleichtert die Beobachtung des Verbands – und macht noch einmal deutlich, wie weit weg sich die AfD auch insgesamt inzwischen vom Wertesystem des Grundgesetzes bewegt hat. Denn für viele Parteimitglieder ist die Junge Alternative eine ganz normale politische Organisation, die völlig zu Unrecht vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Auf den Parteitagen der AfD hat die JA große Stände, ihre Funktionäre sind Mitglieder von Bundestags- und Landtagsfraktionen. Erwiesene Rechtsextremisten, wohlgemerkt.
Und die Kirchen? Hier ist es um die AfD merkwürdig still geworden. Noch vor einigen Jahren gehörte die Warnung vor der rechtsradikalen Partei zu den regelmäßig wiederkehrenden Inhalten der Berichte des EKD-Ratsvorsitzenden vor den im November tagenden Synoden. Doch abgesehen von den steten Warnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus hört man aus beiden großen Kirchen derzeit wenig zum Umgang mit der AfD. Das ist fatal in einer Zeit, in der die Partei laut Umfragen stärkste politische Kraft in mehreren ostdeutschen Ländern ist.
Zumal es andersherum ganz anders aussieht: Wer vergangene Woche als Journalist den Landesparteitag der Brandenburger AfD in Jüterbog besuchen musste, konnte im Vorfeld des Tagungssaals einen Stand der „Christen in der AfD“ bemerken. Dort wurden unter anderem Ausgaben des Neuen Testaments in der freikirchlichen Schlachter-Übersetzung verteilt, beklebt mit einem Werbeaufkleber der „Christen in der AfD“. Konservative Kirchenmitglieder gehören ganz klar zur Zielgruppe dieser Partei.
Schon deswegen wäre es gut, würden beide großen Kirchen sich beim Umgang mit dem politischen Rechtsextremismus wieder deutlicher zu Wort melden.