Es war zu keiner Zeit einfach, von Gott zu sprechen. Aber in Berlin scheint es besonders schwer zu sein. Bis zur Zeitenwende 1989 galt das Bistum als „schwierigste Diözese der Welt“. Am Brandenburger Tor kamen sich zwei waffenstarrende Weltsysteme bis auf Rufweite nahe. Heute erzählen die Reste des „antifaschistischen Schutzwalls“ davon, wie sich hier im November 1989 Weltgeschichte ereignete: Manche sprechen von einem Wunder; andere behandeln Mauerreste wie Reliquien.
Am 1. November denkt das Erzbistum Berlin daran, dass die Berliner St. Hedwigs-Kirche im Jahr 1773 eingeweiht wurde: das erste neu errichtete katholische Gotteshaus seit der Reformation und ein Zeichen religiöser Toleranz! Am Allerheiligentag 2023 wird nach 250 Jahren die Altarweihe der erneuerten St. Hedwigs-Kathedrale vollzogen. Die Kirche stellt mittlerweile fast so etwas wie die katholische Hauptkirche der Berliner Republik dar.
Und wie sieht dazu eigentlich das Konzept einer orts- und zeitsensiblen Katholizität aus? Wie ein „Berliner Ansatz“, der seinen Namen wirklich verdient? Auch wenn es in der DDR oft nur kleine Gruppen von katholischen und evangelischen Christinnen und Christen waren, die Räume der Freiheit kreierten – ohne solche Keimzellen hätte der eine entscheidende Satz die durch den Todesstreifen geteilte Stadt niemals radikal verändert: Keine Gewalt!
Zu Recht hat Eugen Biser kritisiert, dass die kirchliche Verkündigung für die welthistorische Zäsur der „Friedlichen Revolution“ kaum Worte gefunden hat. Dabei erinnere „dieser Vorgang an das Urbild aller ‚sanften Revolutionen‘ in Gestalt der revolutionären Lebensleistung Jesu“. Weiterhin gilt also das Wort: „Schaut auf diese Stadt!“