Es ist mittlerweile der zentrale Streitpunkt in der Debatte rund um den Synodalen Weg: Soll das Beratungsformat auf Dauer gestellt werden, indem ein „Synodaler Rat“ eingerichtet wird? Papst und Kurie befürchten, hier nimmt ein neues kirchliches Leitungsgremium Gestalt an, das außerhalb der Ordnung des Kirchenrechts steht. Sie haben das Vorhaben darum untersagt. Doch das akzeptieren die Verantwortlichen in Deutschland nicht.
Zunächst soll nun ein „Synodaler Ausschuss“ installiert werden – ein Gremium, das offene Fragen klären und die Einrichtung des „Synodalen Rates“ vorbereiten soll. Fünf deutsche Bischöfe haben kürzlich in Rom brieflich nachgefragt, ob sie verpflichtet sind, sich an der Arbeit dieses Ausschusses zu beteiligen, und ob sie dies überhaupt dürfen. Die Antwort aus Rom: Sie müssen nicht. Ob sie dürfen, ließ die Kurie offen.
Dunkle Wolken schweben über der fünften und letzten Synodalversammlung, die heute in Frankfurt beginnt. Soeben hat das Präsidium des Synodalen Weges dem Ansinnen einer Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz eine Absage erteilt: Anträge auf geheime Abstimmung haben weiterhin keine Aussicht auf Erfolg. Das Vorgehen verstößt gegen die Regeln, die der Synodale Weg sich selbst gegeben hat, meinen namhafte Kirchenrechtler.
Die fünf Bischöfe müssen nun eine Entscheidung treffen. Machen sie bei der Fortsetzung des Synodalen Weges mit oder nicht? Die Entscheidung des Synodalpräsidiums könnte sie in dem Eindruck bestärken, der Synodale Weg sei ein „Format im rechtsfreien Raum“ (Rudolf Voderholzer) und damit offen für Manipulationen.
Die Fünf sind anscheinend noch unentschlossen. Bischof Bertram Meier (Augsburg) „blickt gespannt auf die Dynamik der Vollversammlung des Synodalen Weges und wird nach deren Abschluss eine Entscheidung in Rücksprache mit seinen Beratungsgremien treffen“, heißt es auf Anfrage der „Herder Korrespondenz“. Auch der Passauer Bischof Oster will laut Auskunft seiner Pressestelle „den Verlauf der Versammlung abwarten und dann entscheiden“. Bischof Gregor Maria Hanke (Eichstätt) möchte ebenfalls „erst einmal die Synodalversammlung abwarten“. Und auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat noch keine offizielle Entscheidung getroffen. Aus Köln, wo man offenbar derzeit andere Sorgen hat, kam bisher keine Antwort.*
Ein Ausstieg der fünf Bischöfe (vielleicht auch weiterer Oberhirten) könnte dem Projekt in der Öffentlichkeit einen Teil seiner Legitimation entziehen. Sie hätten dabei außerdem den Papst auf ihrer Seite. Auf der anderen Seite würden die Bischöfe sich der Chance berauben, weiter Einfluss auf die Beratungen zu nehmen. Und es wären Konflikte in den Bistümern absehbar: Was werden die diözesanen Beratungsgremien wohl sagen, wenn ihr Bischof die Absicht bekundet, sich nicht mehr zu beteiligen?
* Inzwischen teilt auch das Erzbistum Köln mit: „Der Erzbischof möchte die Diskussion der Vollversammlung des Synodalen Weges abwarten.“ (9.3.2023, 12:00).