Katholisch-Theologischer Fakultätentag in Wiesbaden-NaurodTrippelschritte bei der Frauenförderung

Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz
Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz

Der Dogmatiker Dirk Ansorge, Professor an der Jesuitenhochschule Frankfurt/St. Georgen, ist der neu gewählte Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentags. Er löst die Tübinger Dogmatikerin Johanna Rahner in diesem Amt ab. Ein normaler Vorgang, könnte man meinen: einmal Frau, einmal Mann. Dabei war Johanna Rahner nach der Kirchenrechtlerin Ilona Riedel-Spangenberger (Vorsitzende 1999 bis 2003) erst die zweite Frau im Amt.

Grundsätzlich sind Theologinnen in den Professorien der Fakultäten, Hochschulen und vieler Institute weiterhin unterrepräsentiert. Beim Fakultätentag, der sich vom 19. bis zum 21. Februar in Wiesbaden-Naurod unter anderem mit der sehr schwierigen Nachwuchssituation des Fachs auseinandergesetzt hat (vgl. zur Studie von Bernhard Emunds: HK, Januar 2023, 42-44), ging es deshalb neben anderem auch um die Frauenfrage.

Das Hauptproblem: Während auch in anderen geisteswissenschaftlichen Fächern, wenn auch im geringeren Maße, am Ende weniger Frauen als Männer eine Professur erhalten, ist in der Theologie die Promotionsphase der Knackpunkt. Vergleichsweise wenige Absolventinnen fangen mit einer Doktorarbeit an, und vergleichsweise viele Promovendinnen wiederum bringen sie nicht zu Ende.

Bei der Frauenförderung gibt es vor diesem Hintergrund nur Trippelschritte. Auf dem Fakultätentag versuchte man jetzt Gründe zu benennen: Zu den kirchlichen Rahmenbedingungen gehört, dass Frauen im kirchlichen Dienst nach der Studie faktisch nie zur Promotion freigestellt werden; an der Universität haben sie kleinere Stellendeputate als Männer; und wenn es um die Frage nach dem Nihil obstat geht, sind Themen, an denen Frauen forschen eher problematisch. Offensichtlich sind hier alle Seiten in der Pflicht.

Von der neuen Vertreterin des Mittelbaus im Vorstand des Fakultätentags, Aleksandra Brand, wurde zudem auf das Problem aufmerksam gemacht, dass es immer noch zu wenige Role Models gebe, die Frauen zu den notwendigen Schritten ermutigten. Weitere Mentoring-Programme in Theologie und Kirche wären ein wichtiger Schritt. An den Studierenden liegt es nicht, nicht zuletzt wegen der großen Bedeutung der Lehramtsstudiengänge. Hier stellen Frauen weiterhin eine klare Mehrheit.

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