VatikanAlles gut in der Kirche?

Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus ist in letzter Zeit häufig Thema. Aus dem Vatikan heißt es dazu, dass es dem Papst gut geht. Hinter dieser Kommunikation steckt auch ein besonderes Kirchenbild.

Fabian Brand
© Stefan Weigand

Dem Papst geht es gut: Das sind die Worte, die Vatikansprecher Matteo Bruni zuletzt über den Gesundheitszustand des Pontifex verlauten ließ. Ähnliches gab es bereits vor einigen Monaten zu hören, als Franziskus wegen einer Darm-OP in die Gemelli-Klinik eingeliefert wurde. Lange blieb die Kommunikation des Vatikans im Vagen; auf Nachfrage konnte man stets den gleichen Wortlaut hören: Dem Papst geht es gut.

Was der Vatikan über den Gesundheitszustand des Papstes mitteilt, erinnert stark an das, was Ernst Kantorowicz 1957 in seinem Buch „The King‘s Two Bodies“ schrieb: Der König besitzt zwei Körper, nämlich einen natürlichen und einen politischen. Während der natürliche Körper des Königs den normalen Weg alles Irdischen geht, ist der politische Körper sakrosankt und unverletzlich. Das Amt bildet einen eigenen Körper aus, das den natürlichen Körper des Amtsträgers überlebt. Daher rührt auch das berühmte Paradigma: Der König ist tot, es lebe der König!

Der Vatikan hatte schon einmal gelernt, beide Körper voneinander zu trennen. Oder besser gesagt: Er hat es lernen müssen als das körperliche Siechtum Johannes Pauls II. unübersehbar wurde. Der Papst wurde nicht mehr ausschließlich von seinem Amt her gesehen, sondern von seinem natürlichen Körper. Heute jedenfalls schielt die Vatikankommunikation mehr denn je auf den politischen Körper des Papstes. Schwäche oder Krankheit darf hier nicht eingestanden werden. Denn das würde bedeuten, das Amt angreifbar zu machen oder gar seine Vulnerabilität einzugestehen. Das aber ist dort nicht möglich, wo der Papst zugleich die Verkörperung einer bestimmten Ekklesiologie ist: Nämlich einer Kirche, die sich selbst als nicht angreifbar und nicht vulnerabel versteht.

Wie nötig es dagegen wäre, die gesundheitliche Schwäche des Papstes als Verkörperung einer verletzlichen Kirche anzuerkennen, liegt eigentlich auf der Hand. Denn längst ist offenbar: Die Kanüle an der Hand des Papstes verrät seine Krankheit. Und wer offenen Auges die Kirche anschaut, der sieht ebenfalls, dass sie ihre Schwäche längst nicht mehr verbergen kann.

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