Vatikanische DiplomatieChina hat das erste Wort

Fehlende Rücksprachen, zweifelhafte Personalien: Die eigenständige Ernennung von Bischöfen belastet das Verhältnis zwischen China und dem Vatikan.

Isabel Barragán
Isabel Barragán, freie Journalistin© privat

Wer Bischof werden darf, entscheidet China selbst: Zweimal binnen weniger Monate gelangten Bischöfe ohne Absprachen mit dem Vatikan in ihr Amt. Im November 2022 wurde Johannes Peng Weizhao zum „Weihbischof von Jiangxi“ ernannt, einer „vom Heiligen Stuhl nicht anerkannten Diözese“, so betonte der Vatikan. Anfang April versetzte die Volksrepublik den Bischof Joseph Shen Bin nach Shanghai – erneut ohne Absprache. Von der Entscheidung habe man aus den Medien erfahren, zitiert das Medienportal "Domradio" den Vatikansprecher Matteo Bruni.

Der Heilige Stuhl reagierte auf das Vorgehen „mit Erstaunen und Bedauern“. Im Juli erkannte Papst Franziskus Shen Bin zwar als Bischof von Shanghai an – nachträglich. Ein Interview mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in der Vatikan-Zeitung „L'Osservatore Romano“ macht die Anspannung aber nur zu deutlich: „Dieser Modus Procedendi scheint den Geist des Dialogs und der Zusammenarbeit nicht zu berücksichtigen, der sich zwischen dem Vatikan und China mit den Jahren entwickelt hat“, so Parolin.

Noch vor wenigen Jahren schien der Dialog zwischen China und dem Heiligen Stuhl auf einem guten Weg: 2018 wurde das „Vorläufige Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China bezüglich der Ernennung von Bischöfen“ abgeschlossen. Der Text ist bislang vertraulich, da noch nicht approbiert. 2022 wurde das Abkommen zum zweiten Mal verlängert.

Die Ernennung Shen Bins wird unter Kritikern nicht nur als Verletzung des gemeinsamen Abkommens gewertet, sondern auch als Machtfestigung Chinas. Shen Bin vertritt regierungstreue Positionen. Laut Nachrichtenportal "Ucanews" betonte er, die katholische Gemeinde in Shanghai müsse „eine politische Identität haben und sich an die Führung der Partei halten“.

Die Beziehungen zu China sind empfindlich. Die Entscheidung, Shen Bin als Bischof anzuerkennen, ist darum diplomatisch nachvollziehbar, „im Hinblick auf das größere Wohl der Diözese und eine fruchtbare Ausübung des pastoralen Dienstes des Bischofs“, wie auch Parolin im Interview betont. Die weitere Entwicklung aber muss beobachtet werden. Um bei mehrfachen Verstößen auch Grenzen zu setzen.

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