Der Amtsverzicht des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode wirft Fragen auf. Gegenüber der „Welt“ bestätigte das Bistum Osnabrück, dass Bode seinen Rücktritt am 21. Januar angeboten hatte. Und seit Ende Februar wusste Bode, dass sein Rücktritt angenommen wurde. Trotzdem hat er Anfang März an der letzten Versammlung des Synodalen Weges mitgewirkt.
Am 20. September 2023 waren erste Ergebnisse einer Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück veröffentlicht worden. Der Bericht wies Bode mehrere Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen nach.
Dass Bode allerdings noch im Dezember einen Rücktritt ausgeschlossen hatte, weil ihm dort nur moralische, aber keine juristischen Fehler anzulasten seien, lässt Lucas Wiegelmann, Ressortleiter Form bei der „Welt“, Fragen stellen: „Hat sich in diesen wenigen Wochen wirklich nur eine neue innere Einsicht eingestellt? Oder fürchtete Bode schlicht kirchenrechtliche Konsequenzen?“
Der Betroffenenrat der (Erz-)Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück hatte Anfang Dezember eine Anzeige gemäß dem Apostolischen Schreiben „Vos estis lux mundi“ gegen Bode erstattet. Das Schreiben regelt das kirchenrechtliche Verfahren bei möglichen Verfehlungen von Bischöfen, die entweder selbst Missbrauch begangen haben oder kirchenrechtlich nicht korrekt mit entsprechenden Fällen umgegangen sind. Wollte Bode also mit seinem Rücktritt Ermittlungen gegen ihn zuvorkommen, die theoretisch zu einer Amtsenthebung hätten führen können, wie Wiegelmann vermutet?
Tatsächlich ist die zeitliche Abfolge der Ereignisse verwunderlich, zumal es nicht wenige Wochen, sondern sogar nur wenige Tage waren, in denen der Entschluss endgültig getroffen worden sein muss: Denn noch am 12. Januar hatte Bode gegenüber dem Portal katholisch.de ein Rücktrittsangebot ausgeschlossen. Am 21. Januar erfolgte es dann. Das regt die journalistische Fantasie an: Was mag in diesen Tagen geschehen sein? Ist Bode möglicherweise von höherer Stelle zum Rücktritt aufgefordert worden?
Der Vatikan gibt in seiner Mitteilung über die Annahme des Rücktritts durch Papst Franziskus keine weiteren Informationen. Ein solches Vorgehen ist in anderen Fällen schon nach hinten losgegangen, wenn nachträglich Hintergründe zu bischöflichen Rücktritten publik wurden. Mehr Transparenz wäre wünschenswert. Denn die Öffentlichkeit fragt sich nicht nur, warum Bode gehen musste, sondern auch, warum Heße, Marx und Woelki im Amt geblieben sind, obwohl auch sie im Zusammenhang mit der Missbrauchsaufarbeitung ihren Rücktritt angeboten hatten.