Vor der letzten Vollversammlung des Synodalen Weges in der kommenden Woche – aber auch unabhängig davon – lohnt es sich, in Erinnerung zu rufen, was der verstorbene Papst Benedikt XVI. über die Kirche der Zukunft sagte. 1969 hielt er im „Hessischen Rundfunk“ einen Vortrag mit dem Titel „Wie wird die Kirche im Jahre 2000 aussehen?“. In englischer oder französischer Sprache ist der Text meist mit „prophecy“ beziehungsweise „prophetie“ betitelt – und viel leichter zu finden als auf Deutsch. Wie schade! Denn Benedikts Zeilen bieten eine Perspektive für die Kirche.
Die Kirche von morgen wird laut Benedikt eine „verinnerlichte Kirche“ sein. Sie werde klein werden, viele ihrer Anhänger und Privilegien verlieren, eine „arme“ Kirche sein, die „nicht auf ihr politisches Mandat pocht“. Viel stärker als bisher werde sie sich als eine „Freiwilligkeitsgemeinschaft“ darstellen, die durch Entscheidung zugänglich sei und als kleine Gemeinschaft die Initiative ihrer Mitglieder viel stärker beanspruchen müsse. In diesem schmerzhaften Prozess werde sie sich ihrem Innersten neu bewusst werden. In Glaube und Gebet werde die Kirche neu ihre eigentliche Mitte erkennen.
In einer zunehmen durchgeplanten Welt würden die Menschen laut Benedikt diese kleine Gemeinschaft der Glaubenden als etwas Neues entdecken: „Als eine Hoffnung, die sie angeht, als eine Antwort, nach der sie im Verborgenen immer gefragt haben.“
Es muss kaum erwähnt werden, dass alles getan werden muss, um Missbrauch jeglicher Art in der Kirche soweit wie möglich einzudämmen. Ganz verhindern können wird man ihn in der Kirche wie andernorts nicht. Es ist selbstverständlich, dass alle Menschen egal welchen Geschlechts und welcher sexueller Orientierung in der Kirche willkommen sein müssen. Und über Strukturen darf geredet werden. Doch die Frage ist: Wohin geht es? Was ist die Kirche? Auch hierauf braucht es Antworten. Um es wieder mit Benedikt zu sagen: „Eine Kirche, die in politischen ‚Gebeten‘ den Kult der Aktion feiert, brauchen wir nicht.“