Es war ein wichtiges Zeichen. In dieser Woche besuchte Douglas Emhoff, der „Second Gentleman“ der USA – also der Gatte von Vizepräsidentin Kamala Harris – Deutschland. Im Berliner Leo-Baeck-Haus, dem Sitz des Zentralrats der Juden, traf er sich mit Vertretern der katholischen wie der evangelischen Kirche, mit muslimischen Vertretern und natürlich des Zentralrats selbst zu einem „Round Table“-Gespräch zum interreligiösen Dialog.
Nun ist es nicht so, dass die Religionsgemeinschaften in Deutschland den Besuch aus Amerika bräuchten, um miteinander in Kontakt zu kommen. Die Christen und Juden, und mit Abstufungen auch die Muslime in unserem Land, sind in einem fruchtbaren Austausch. Viele Dinge werden gemeinsam unternommen, und wenn es Streit gibt, existieren auch Möglichkeiten, Konflikte wieder beizulegen. Und doch war der Besuch des „Second Gentleman“ ein Zeichen der Wertschätzung. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, hat völlig Recht, wenn er sagt: „Der Besuch zeigt, dass die Religionsgemeinschaften in Deutschland von den USA und der hiesigen Botschaft als verlässliche Partner und gesellschaftliche Gestalter gesehen werden.“
An anderer Stelle würde man sich das übrigens auch wünschen: Denn während es für den „Second Gentleman“ der USA völlig selbstverständlich ist, sich bei einer Auslandsreise mit Vertretern der Religionsgemeinschaften zu treffen, hat der Arbeitsbereich Auswärtige Religionspolitik im Auswärtigen Amt deutlich an Boden verloren. Während es unter Frank-Walter Steinmeier (SPD) selbstverständlich war, Vertreter von Religionsgemeinschaften als Berater an Bord zu holen, ist dieses Praxis unter Annalena Baerbock (Grüne) zum Erliegen gekommen. Da wäre es gut, würde sich das Auswärtige Amt ein Beispiel an Douglas Emhoff nehmen – der die Rolle der Religionsgemeinschaften in Staat und Gesellschaft offenbar zu schätzen weiß.