Zuletzt war es ruhig um ihn geworden. Am Ostersonntag ist der christliche Dichter und Komponist Huub Oosterhuis im neunzigsten Lebensjahr gestorben. Noch in den vergangenen beiden Jahrzehnten war der Niederländer ein gefragter Haus- und Hofspiritual der königlichen Familie des Landes gewesen, beim Kirchentag in Hannover 2005 hielt er die Predigt im Abschlussgottesdienst. Vor gut einem Jahrzehnt gab es Aufregung, als nicht sicher schien, ob es seine Lieder bei der Neuauflage des Gotteslobes in das katholische Gesangbuch schaffen würden – nachdem der ehemalige Jesuit wegen des Zölibats relativ rasch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil der katholischen Kirche den Rücken gekehrt hatte.
Dabei sind seine Verdienste um das Kirchenlied in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum zu überschätzen (vgl. HK, September 2014, 466-470). Von den mehr als 500 Liedern, die er geschrieben hat, sind mit Recht gleich fünf Lieder in das neue Gotteslob aufgenommen worden. Ähnlich prominent ist er im evangelischen Gesangbuch vertreten. Oosterhuis hat mit seinen poetischen Texten und den bei aller Eigenwilligkeit leicht singbaren Melodien den Ton für die Zeit nach dem Ende der Volkskirchen getroffen. Aufgrund der biblischen Bezüge und Anklänge an die spirituelle Tradition des Christentums hat er wie kaum jemand sonst einem gläubigen Selbstverständnis am Ende des 20. Jahrhunderts Ausdruck verliehen – bis heute.
Oosterhuis’ Lieder sind so etwas wie neue geistliche Lieder avant la lettre, ohne formal in diese Kategorie zu gehören. Sie sind tief geistlich, haben manch jüngere Lieder überdauert und bringen noch heute ein christliches Selbstverständnis angesichts der metaphysischen Unbehaustheit treffend zur Sprache Und so wird es nach seinem Tod umso wichtiger sein, auch im 21. Jahrhundert immer wieder neue Lieder zu texten und zu komponieren, Lieder, die es den seinen gleich tun: auf seinem intellektuellen und ästhetischen Niveau.