Die evangelische Gemeinde in Seckenhausen im Bremer Umland hat schon vor 19 Jahren die Zeichen der Zeit erkannt. Rund 600 Quadratmeter Solarpanels auf dem Kirchdach und anderen Gebäuden im kirchlichen Besitz produzieren Strom für die Haushalte im Netz des lokalen Versorgers, pro Jahr bis zu 41.000 Kilowattstunden. Nach vielen anfänglichen Hindernissen war das Pilotprojekt ein Vorzeige- und Erfolgsmodell.
Jetzt macht sich eine bayerische Gemeinde im Erzbistum Bamberg daran, einen neuen Rekord aufzustellen. Mit 800 Quadratmeter Photovoltaik-Fläche wird die katholische Pfarrei St. Borromäus in Nürnberg das Gotteshaus in Bayern mit der größten Solaranlage auf einem Kirchdach sein. Ende Oktober soll alles montiert sein. Verlegt werden müssen den Angaben zufolge dafür 1233 Module und 4600 Meter Kabel. Der erzeugte Strom soll den Jahresbedarf von knapp 50 Haushalten decken.
Das Besondere daran ist nicht nur die Größe: Die Kirche im Erzbistum Bamberg steht unter Denkmalschutz. Ein Grundkonflikt, der vielen engagierten Klimaschützern in den Verwaltungsräten Kopfzerbrechen gemacht hat und manches verhindert hat, konnte hier gelöst werden. Und der Freistaat Bayern beteiligt sich am Mehraufwand, den der denkmalpflegerische Aspekt kostet, mit etwa 320.000 Euro.
Was in Seckenhausen noch eine Pioniertat war, wird heute auch in vielen Privathaushalten umgesetzt. Balkonkraftwerke haben Konjunktur. Wenn Kühlschrank und Waschmaschine von der Sonne betrieben werden können, leisten deren Besitzer ihren Beitrag zur Energiewende. Und es gibt eine ganze Reihe von kleineren und größeren Projekten in Pfarreien und Gemeinden, die dem Klimaschutz dienen – vom nachhaltig gestalteten Pfarrfest über Insektenhotels im Pfarrgarten bis zur Ladestation für E-Autos auf dem Kirchhof. Preise und Wettbewerbe für Umweltschutz werden in einigen Diözesen ausgelobt, kreative Ideen sind gefragt.
Papst Franziskus hat mit seiner Enzyklika „Laudato si“ das Thema Umweltschutz und Klimagerechtigkeit als ein christliches Gebot beschrieben. Eine Mammutaufgabe, die auch in kleinen Schritten anzugehen sich lohnt.