Es klingt nach einem beeindruckenden Akt der Solidarität: Am sogenannten „Red Wednesday“ gedenken jedes Jahr rot angestrahlte Kirchen an die Verfolgung von Christen. Die Organisation Aid to the Church in Need (ACN) hat die Kampagne 2016 ins Leben gerufen. Die Catholic News Agency berichtet von 300 Veranstaltungen, die in der Woche um den 20. November herum stattfinden. Der Vatikan spricht von einer „weltweiten“ Aktion. Ist sie das wirklich?
Die Veranstaltungen finden laut ACN in mehr als 20 Ländern statt. Sie nennt als Beispiele: das Vereinigte Königreich, die USA, Kanada, Australien, Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien, Deutschland, Italien, Slowakei, Österreich, Irland, Malta, die Philippinen, Mexiko, Chile und Kolumbien.
Nicht dabei sind – wenig verwunderlich – all die Länder, in denen Christen verfolgt werden. Für das Jahr 2023 beobachtet ACN in 61 von 196 Ländern weltweit Verstöße gegen die Religionsfreiheit. In 28 Ländern sieht die Organisation Hinweise auf Verfolgung. In ihnen leben rund 4 Milliarden Menschen – und damit mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung.
Darunter befinden sich Länder wie der Irak: Die christliche Bevölkerung schrumpfte dort unter der Terrorgruppe Islamischer Staat von knapp 200.000 im Jahr 2021 auf rund 41.000. Oder auch Burkina Faso: Mehr als zwei Millionen Menschen wurden wegen des anhaltenden islamistischen Aufstands vertrieben. Laut jüngstem ACN-Bericht hat sich die Verfolgung von Christen zwischen 2022 und 2024 sogar noch verschlimmert.
Nicht dabei sind auch – und das ist umso bedenklicher – mehr als 100 Länder weltweit, in denen keine Verstöße gegen die Religionsfreiheit nachweisbar sind, zum Beispiel in Polen: 70 Prozent der Bevölkerung sind katholisch. Oder auch Argentinien: Das Geburtsland des Papstes steht bei ACN immerhin auf der Beobachtungsliste. Oder auch Kenia: Allein auf dem afrikanischen Kontinent zählt die Organisation 13 Länder, in denen Verfolgung stattfindet. Die Aktion „Red Wednesday“ ist ein Zeichen des Gedenkens an weltweite Christenverfolgungen. Um sie sichtbar zu machen, könnte das Engagement weltweit größer sein.