Christliche SymboleGottvater im Wirtshaus

Im Alpenraum stoßen Reisende laufend auf christliche Symbole. Sie sind dort Teil des Alltags – und stiften dem Urlauber Frieden.

Ulrich Fricker
Uli Fricker, Freier Journalist© Privat

Spirituelle Erfahrungen macht man häufig dort, wo man sie nicht erwartet. Meist trifft einen der  Funken der Erkenntnis, wenn man nicht damit rechnet. Zum Beispiel in den Alpen, die ganz überwiegend katholisch geprägt sind. Dafür genügt ein einfaches Wirtshaus (die gibt es in Tirol oder Vorarlberg noch). Der Kunde freut sich auf ein kühles Radler oder Kässpätzle - da wird er beim Betreten mit einer mächtigen Holzschnitzerei konfrontiert, die über dem Türsturz hängt. Sie stellt einen alten Mann mit hoher Stirn und ernste Miene dar, der aus einer Wolke heraus nach unten schaut. Das Szepter in seiner Hand macht deutlich, dass der Schnitzer Gottvater persönlich darstellen will, einfach so und ohne wortreiche Reflexion.

Was fangen die Gäste damit an? Die meisten betreten das Lokal, ohne sich um den stillen Rauschebart zu kümmern, so wie sie auch die Malereien oder die altmodischen Schränke ignorieren. Dabei macht gerade das Auftauchen von unerwarteten religiösen Zeichen den besonderen Urlaub aus. Sie verweisen auf etwas, sie erinnern an die prägende Kultur. Urlaub von der Arbeit ist möglich, Urlaub von Gott nicht. In Bayern, Südtirol oder Italien sind die christlichen Heiligen mit ihren Symbolen ein Teil des Alltags. Sie werden nicht wegretuschiert von Eigentümern, die damit nichts anzufangen wissen. Auch werden sie nicht durch Buddha-Figuren aus dem Garten-Discounter ersetzt. Vielmehr erfahren sie Pflege und Wertschätzung von älteren wie auch jungen Menschen.

Der verwitterte  Bildstock am Wegrand gehört zum Dorf wie auch der zürnende Gottvater. Es sind beruhigende Begleiter in einer Zeit, die unruhig ist. Die Begegnung mit ihnen oder mit einem riesigen Christophorus an der Außenwand einer Kirche stiftet Seelenfrieden. Diese guten Geister bilden die Glieder einer großen Gemeinschaft, die im Alpenraum immer wieder sichtbar wird – nicht nur an Allerheiligen.

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