Der Comedian Luke MockridgeSchlechte Witze: Was ist erlaubt?

Die Debatte um die Äußerungen von Luke Mockridge zeigt, dass es Grenzen des Humors gibt.

Michaela Pilters
© Privat

Es gibt Witze, die sollte man nicht machen. Zum Beispiel über Behindertensport. Diese Erfahrung hat der Comedian Luke Mockridge machen müssen – und zu Recht. Seine abfälligen Bemerkungen anlässlich der Paralympics in Paris haben zu einem öffentlichen Aufschrei geführt. Eine geplante TV-Show wurde daraufhin von SAT1 aus dem Programm genommen, ein Bühnenauftritt abgesagt und ebenso der Auftakt seiner Tournee; die Folgen seiner geschmacklosen Äußerungen bekam Mockridge unmittelbar zu spüren. Inzwischen hat er sich entschuldigt, er habe niemanden verletzen wollen. Für die Bahnradfahrerin und Olympiasiegerin Kristina Vogel, selbst querschnittsgelähmt, ist damit „der Drops gelutscht“. Auf ihrem Instagram Account schreibt sie: „Ich finde, Luke Mockridge hat sich entschuldigt und es wird die Zeit zeigen, wie ernst es gemeint war und ob er daraus gelernt hat. Ich will an sowas glauben, ich will an zweite Chancen glauben und dass man aus Fehlern lernt", so die 33-Jährige.

Die Versöhnungsbereitschaft von Vogel und die Entschuldigung von Mockridge könnten einen Schlussstrich unter den aktuellen Vorgang ziehen – die Grundsatzfrage ist damit allerdings nicht beantwortet. Was ist in Satire und Comedy erlaubt und wo sind die Grenzen des Humors? Während die einen gestiegene Mimosenhaftigkeit beklagen, man könne über Minderheiten keine Witze mehr machen und gar die Meinungsfreiheit bedroht sehen, sind andere entsetzt über die mangelnde Empathie und Respektlosigkeit gegenüber Menschen mit Behinderungen. Wieder andere sehen in der Empörungsbereitschaft der Gesellschaft (die ebenso rasch wieder schwindet und sich neuen Themen zuwendet) das eigentliche Problem. Es geht aber nicht nur um Behindertensport, sondern generell um Hetze und Hass (Antisemitismus, Rassismus und Homophobie) oder die Verletzung von zum Beispiel religiösen Gefühlen. Und da ist die Grenze für mich ganz klar: Wenn die Würde von Menschen verletzt wird, wenn Menschen zum Objekt von Lächerlichkeit gemacht und Witze auf Kosten von Schwachen gerissen werden, muss Schluss mit lustig sein.

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