EKvW-Präses-WahlWestfälischer Super-GAU

Nach dem Rückzug des einzigen Kandidaten verschiebt sich die Wahl des Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen auf unbestimmte Zeit.

Benjamin Lassiwe
Benjamin Lassiwe, ständiger Mitarbeiter der Herder Korrespondenz© Ralf Zöllner

Für die Westfälische Kirche ist das der Super-Gau. Nach dem Rücktritt von Annette Kurschus sowohl als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als auch als westfälische Präses verschiebt sich nun die Wahl eines Nachfolgers als EKvW-Präses auf unbestimmte Zeit: Der einzige im Rennen befindliche Bewerber Michael Krause beantragte ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst, weil es „Hinweise auf mögliche, in der Vergangenheit liegende Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten“, gab.

Das zeigt, wie fragil die Situation in der mit 1,94 Millionen Gemeindegliedern nicht eben kleinen Landeskirche ist. Ohnehin befindet sich die Kirche in der Haushaltssicherung: Ein erster Haushalt für das Jahr 2024 konnte im vergangenen Jahr wegen eines Defizits von 14,4 Millionen Euro nicht genehmigt werden. Im Mai 2024 beschloss die Landessynode dann einen Nachtragsetat, der freilich immer noch ein Defizit von 8,8 Millionen Euro aufwies. In dieser Situation galt Krause als Hoffnungsträger. Doch nun ist der Traum von schneller Erlösung ausgeträumt. Der weiße Ritter ist vom Pferd gefallen.

Für die Zukunft sollten die Mitglieder des westfälischen Nominierungsausschusses ebenso wie sämtliche anderen Findungskommissionen in der EKD und ihren Gliedkirchen daraus Konsequenzen ziehen. Zum einen sollte niemals, unter keinen wie auch immer gearteten Umständen und Ausreden, ein Wahlvorschlag erstellt werden, der nur einen Bewerber enthält. Denn scheidet dieser Bewerber aus, hat man keinen mehr übrig – die Situation der westfälischen Kirche wäre heute um ein Vielfaches komfortabler, gäbe es noch andere Kandidaten, aus denen gewählt werden könnte.

Und zum anderen muss klar sein: Wer sich um ein hohes Amt in der Kirche bewirbt, muss mit sich und seinem Leben im Reinen sein. Im Zeitalter von Missbrauchs- und Me-too-Skandalen gehört alles auf den Tisch gelegt – und zwar bevor irgendwer von irgendwoher um die Ecke kommt und Vorwürfe erhebt. Dass das die Bewerberzahlen einschränken wird, ist klar. Aber es ist notwendig. Denn so lange die Kirchen den Anspruch erheben, moralische Stellungnahmen abzugeben, muss ihr Spitzenpersonal schlicht über jeden Verdacht erhaben sein.

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