KinderschutzmaßnahmeOhne Handy

Eine neue Regelung in Hanauer Kitas wirft grundsätzliche Fragen nach der Nutzung von Handys und Sozialen Medien auf.

Michaela Pilters
© Privat

In den Kitas von Hanau gelten neue Regeln; Eltern dürfen ihre Kinder nicht mehr per GPS tracken. Der Bürgermeister Maximilian Bieri hat diese Regelung eingeführt mit der Begründung, dass Kitas ein geschützter Raum seien und kein Ort der Überwachung. „Wir erziehen keine selbstbestimmten Kinder,  wenn wir sie tracken,“ erklärte Bieri. „Jedes Kind hat das Recht darauf, seine Umwelt frei und ohne ständige Überwachung zu erkunden." Damit hat der SPD-Politiker grundsätzlich Recht. Solange die Kinder in pädagogischer Obhut sind, scheint es überflüssig und kontraproduktiv, wenn die Eltern jeden Schritt ihrer Kinder per Handy oder Smartwatch überwachen. Mag es in bestimmten Situationen praktisch sein zu wissen, wo sich der Nachwuchs befindet, für Kita oder Schule gilt das nicht, das sollten auch Helikopter-Eltern einsehen.

Die Erkenntnis, dass übermäßige Nutzung von Handys und Social Media schädlich sein kann, setzt sich immer mehr durch. Immerhin sind Jugendliche nach einer Postbankstudie fast 72 Stunden pro Woche online. Es gibt zahlreiche Studien, in denen nachgewiesen wird, dass der übermäßige Gebrauch von Social Media bei Jugendlichen zu Depressionen, mangelndem Selbstwertgefühl und Suizidabsichten führen kann. In Australien wurde daher jetzt sogar per Gesetz ein Mindestalter von 16 Jahren festgelegt für den Zugang zu Social Media Plattformen. Die Politiker wollen damit verhindern, dass junge Menschen zu früh mit Gewalt, Drogenmissbrauch, Hassbotschaften, Suizidgedanken und Cybermobbing in Kontakt kommen.

Weltweit ist Down Under damit ein Vorreiter für den Jugendschutz. Ob die Maßnahmen greifen und wie die einzelnen Plattformen, denen die Verantwortung für die Einhaltung zugeschrieben wurde,  das kontrollieren werden, bleibt abzuwarten. Besser wäre es allerdings, direkt gegen die unerwünschten Inhalte vorzugehen, denn die sozialen Medien sind für die jungen Menschen auch ein Kommunikationsmittel, um Freundschaften zu pflegen und sich zu informieren. Den richtigen Umgang damit müssen sie als eine wichtige moderne Kulturtechnik lernen und die Erwachsenen sollten sie dabei mit gutem Beispiel unterstützen.


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