Sachsen und ThüringenVor den Landtagswahlen

Der Einsatz der Kirchen gegen Rechtsextremismus ist zu begrüßen – doch ihr Einfluss ist begrenzt.

Ulrich Ruh
Ulrich Ruh, Ehemaliger Chefredakteur der Herder Korrespondenz© Christian Klenk

Am 29. August wird die neue Direktorin der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, Ulrike Irrgang, in ihr Amt eingeführt. Der Termin liegt wenige Tage vor den Landtagswahlen in Sachsen und im benachbarten Thüringen, auf deren Ergebnisse das politische Deutschland und seine Medien wie das sprichwörtliche Kaninchen auf die Schlange schauen. Tatsächlich könnte ein starkes Abschneiden der AfD erhebliche Probleme für die Regierungsbildung in beiden Bundesländern verursachen und überdies ein verhängnisvolles Signal für die weitere politische Entwicklung aussenden.

Die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen hat in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Veranstaltungen (nicht nur in Dresden) versucht, ihren Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft und  der Gesprächsfähigkeit unter den demokratischen Kräften zu leisten. Die Kirchen haben, nicht nur in den ostdeutschen Bundesländern, klar gegenüber falsch verstandenem Nationalismus und gegen Rechtsextremismus Position bezogen, und zwar einmütig und aus der gleichen Grundhaltung heraus. Das sah in der Krise der Weimarer Republik vor 1933 anders aus, als im Gegensatz zur katholischen Kirche erhebliche Teile des deutschen Protestantismus völkisch-national geprägt waren.

Dass nicht nur die Kirchenleitungen, sondern  auch die maßgeblichen Restmilieus auf katholischer wie auf evangelischer Seite in Sachen Rechtsextremismus heute zumindest offiziell an einem Strang ziehen, ist nur zu begrüßen. Aber der Einfluss der Kirchen ist gerade in Ostdeutschland begrenzt, wo ihnen in der Regel nur kleine Minderheiten der Bevölkerung angehören. Die hohen Stimmenanteile für die AfD haben nicht zuletzt mit dem Gefühl des Abgehängtseins bei nicht wenigen Wählerinnen und Wählern zu tun. Dem ist nur entgegenzuwirken, wenn die zweifellos vorhandenen politischen und sozialen Probleme wirklich glaubwürdig angegangen werden. Kirchliche Hilfestellungen durch verschiedene Akteure und auf den verschiedenen Ebenen  auch durch Akademien – können dafür nur begrenzt nützlich sein. Aber jeder noch so kleine Einsatz zählt.

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