Reisen löst die Zunge. Sobald Papst Franziskus das Alitalia-Flugzeug besteigt, wirkt er heiter und gesprächig und sagt dann Dinge, die ihm in der Schwüle des Vatikans kaum von den Lippen gehen. So geschehen auf der Reise nach Südostasien, wo er Menschen kritisierte, „die einen Hund oder Katze anstatt eines Kindes bevorzugen“. Das ist einer jener herzhaften Sätze, die herzhaft unkorrekt daherkommen und doch ein Körnchen Wahrheit auf den kleinen Löffel der Erkenntnis schütten.
Die Kinderarmut in modernen Gesellschaften ist ein weites Feld, und sie hat am wenigsten mit dem Willen von Mann und Frau zu tun, ein Kind zu empfangen und aufziehen. In Sachen Nachwuchs ist der Papst vielleicht nicht der große Spezialist. Über Kinder klug sprechen und ein Kind aufziehen und begleiten – das sind doch zwei Paar Stiefel. Anders der Status der Tiere. Hier spricht Franziskus einen wichtigen Punkt an. Katzen und Hunde werden vielfach verhätschelt und mit einem Aufwand verwöhnt, der absurd ist. Katzenbesitzer, die sich selbst an die vegane Lehre halten, kaufen für ihren Liebling teure Konserven an, gefüllt mit feinstem Fleischpüree oder jungem Fisch. Das Haustier in der Damentasche oder im Kinderwagen? Keine Seltenheit. Das italienische Windspiel passt in die Handtasche und äugt von dort mit ängstlichen Augen heraus. Haustiere sind wertvolle Begleiter des Menschen, kein Zweifel, aber kein Ersatz für menschliche Zuwendung.
In Albstadt auf der Schwäbischen Alb wurde vor einigen Monaten eine „Tierbestattungskirche“ in Betrieb genommen. Das ehemals methodistische Gotteshaus wird von einem privaten Unternehmen für den Abschied von einem geliebten Tier genutzt. Der (pseudo)sakrale Rahmen für die Asche von Hund oder Katz‘ soll den Schmerz lindern. Der Gedanke macht frösteln. Das Evangelium wurde den Menschen verkündet, nicht den felltragenden Vierbeinern.