Weltsynode 2024Überreif

Mehr Beteiligung, mehr Transparenz? Für Frauen bringt die Weltsynode wenig Veränderung.

Isabel Barragán
Isabel Barragán, freie Journalistin© privat

Bekommen Frauen mehr Gleichberechtigung in der katholischen Kirche? Die Weltsynode machte Hoffnungen. Immerhin durften zum ersten Mal Frauen am Schlussdokument mitwirken. Etwa ein Achtel aller Synodenteilnehmerinnen und -teilnehmer waren Ordensfrauen, Theologinnen und Laiinnen.

Der Abschluss bleibt jedoch vage. Punkt 60 im Synoden-Schlussdokument befasst sich mit der „Frage der Frauen“, gelinde formuliert, zurückhaltend: Männer und Frauen, so heißt es dort, hätten kraft der Taufe die „gleiche Würde im Volk Gottes“. Die Versammlung rufe deshalb dazu auf, „alle Möglichkeiten, die das geltende Recht in Bezug auf die Rolle der Frau bereits vorsieht, in vollem Umfang zu nutzen, insbesondere dort, wo sie noch nicht ausgeschöpft werden“.

Die Frage des Zugangs zum diakonischen Dienst aber bleibt offen. Frauen bleiben damit von einem der wichtigsten Ämter in der katholischen Kirche ausgeschlossen. Der Textabschnitt erlangte bei der Verabschiedung die meisten Gegenstimmen (258 Ja-Stimmen zu 97 Nein-Stimmen).

Thomas Söding, theologischer Berater bei der Weltsynode und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, äußerte sich in einem katholisch.de-Interview zuversichtlich: Es sei „etwas in Bewegung gekommen“. Noch vor wenigen Tagen, hatte vatikanische Glaubenspräfekt Victor Manuel Fernández noch mitgeteilt, die Frage des weiblichen Diakonats sei „zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht reif“. Mit dem Schlussdokument, sagt Söding, sei das Thema nun zumindest „nicht von der Bildfläche verschwunden“.

Ist das Bewegung? Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, zeigte sich enttäuscht. Offenbar schätze die Kirche die Frauen unter anderem für ihre Mütterlichkeit und Warmherzigkeit, „nicht aber für Fähigkeiten des Führens, des Entscheidens, der Bekleidung kirchlicher Weiheämter“.

Handeln wäre eigentlich dringend geboten. Jedes Jahr treten tausende Frauen in Deutschland aus der katholischen Kirche aus. Viele begründen ihre Entscheidung laut Forschung mit veralteten Rollenbildern, Frust und Enttäuschung. Noch bis in die 2010er-Jahre hinein lagen bei den Austrittszahlen meistens die Männer vorne. Seitdem glichen sie sich immer weiter an. Im Erzbistum Hamburg etwa lag der Frauenanteil 2022 sogar ein Stück höher. Ähnliches lässt sich in der Schweiz beobachten: Die Katholische Kirche im Kanton Zürich meldete für 2021 4,8 Prozent mehr Austritte für Frauen als für Männer.

Selbst manch engagierte Verfechterinnen der Frauenrechte innerhalb der katholischen Kirche haben ihr als Institution den Rücken zugekehrt. Elisabeth Kötter und Andrea Voß-Frick, Initiatorinnen der Kirchenreformbewegung „Maria 2.0“, verließen 2021 die katholische Kirche. Sie sei zu der Einsicht gekommen, dass unmöglich sei, die Hierarchien und Machtstrukturen in der katholischen Kirche zu ändern, begründete Voß-Fricke ihre Entscheidung in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst.

Bewegt sich was? Fernández kündigte bei der Weltsynode an, dass die Ergebnisse zweier Forschungsprojekte zum Frauendiakonat veröffentlicht werden sollen. Wann die Zeit dazu reif ist, sagte er nicht.

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