Der Berliner Senat hat eine neue Enquete-Kommission eingerichtet. 26 Abgeordnete und Experten aus der Zivilgesellschaft sollen für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jede Form von Diskriminierung arbeiten. Bis zum Ende der Legislaturperiode hat das Gremium Zeit, dazu Ideen und Vorschläge abseits der Tagespolitik zu entwickeln.
Abgesehen davon, dass es ein Alarmzeichen ist, dass eine solche Kommission notwendig ist – und das ist sie leider –, hat sie einen Schönheitsfehler: Vertreter der Kirche sind nicht beteiligt. Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein hat den Ausschluss der Kirche deutlich kritisiert. „Wenn diese Stadt, wenn das Land Berlin meint, es brauche die Kirche in dieser Kommission nicht, dann wundert mich das – und dann halte ich das für töricht, ignorant und falsch“, erklärte er. Beide Kirchen haben sich klar gegen Antisemitismus, Rassismus und Muslimfeindlichkeit positioniert und sind wichtige Akteure im Kampf dagegen. Nicht nur die Bischöfe, sondern zahlreiche Gremien und Verbände betonen das christliche Menschenbild und was daraus folgt. Auch die Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP) hat am Wochenende diesbezüglich in ihrer Satzung einen Unvereinbarkeitsbeschluss eingefügt.
Dass die Kirchen in Berlin nicht in die Kommissionsarbeit einbezogen worden sind, macht aber auch ihren schwindenden Einfluss in der Gesellschaft deutlich. Dem zahlenmäßigen Schwund, wie er in der neuesten Mitgliederstatistik belegt ist, folgt auch inhaltlich ein Bedeutungsverlust im politischen Alltagsgeschäft. Je weniger Automatismen und institutionell begründete Zusammenarbeit es gibt, desto wichtiger ist das Zeugnis und der Einsatz für die Menschenwürde durch jeden einzelnen Gläubigen. Dann ist es auch unerheblich, ob die Kirchen offiziell in einer Enquete-Kommission mitarbeiten, solange ihre Mitglieder sich entsprechend verhalten.