Eine Kirchenversammlung im Vatikan 2028Synodalität auf Dauer stellen

Mit der Ankündigung, die beiden Weltsynoden der vergangenen beiden Jahre in eine Kirchenversammlung 2028 münden zu lassen, ist Papst und Synodensekretariat abermals eine Überraschung gelungen.

Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz
Stefan Orth, Chefredakteur der Herder Korrespondenz

Was der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Víctor Manuel Fernández, mit den Überraschungen meinte, die Papst Franziskus noch im Sinn habe, ist bisher nicht klar. Eine Überraschung war in jedem Fall schon einmal die Ankündigung, zum Thema Synodalität in der katholischen Kirche 2028 abermals eine Versammlung stattfinden zu lassen.

Wie Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Synode, vor einer Woche ankündigte, sollen die beiden Weltsynoden, die jeweils im Herbst der vergangenen beiden Jahre stattgefunden haben, in eine Generalversammlung der katholischen Kirche münden. Bischofssynoden wird es bis dahin erst einmal nicht geben. In der Zwischenzeit soll auf den verschiedenen Ebenen von den Diözesen über die Bischofskonferenzen und Kontinente das vom Papst approbierte Abschlussdokument aus dem Oktober 2024 bearbeitet und Vorschläge für die Umsetzung gemacht werden. Papst Franziskus hat das vom Krankenbett in der Gemelli-Klinik aus gutgeheißen.

Die Ankündigung ist insofern ungewöhnlich, als damit über das bis 2028 nicht unwahrscheinliche Ende des Pontifikats Franziskus hinaus Festlegungen getroffen werden. Anders als die Präfekten der Dikasterien, die vom nächsten Papst neu bestätigt werden müssen, kann das Synodensekretariat einfach weiterarbeiten. Die Relativierung von Papstamt und Kurie wird damit ein Stück weitergetrieben, wenngleich bisher viele rechtliche Fragen, auch mit Blick auf den Status der Versammlung, offen sind.

Auch wenn Papst Franziskus am Wochenende aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wird er auf absehbare Zeit seine Energie auf eine weitere Gesundung richten müssen. Ohnehin ist fraglich, ob er jemals wieder – und in welchem Umfang – seinen Amtsgeschäften wird nachgehen können. Umso wichtiger ist es, dass er nicht nur mit der Approbation der Beschlüsse der Weltsynode, sondern jetzt auch mit dem Plan für das weitere Vorgehen Pflöcke eingeschlagen hat.

Das gilt nicht zuletzt mit Blick auf die Ortskirchen, die jetzt das Signal erhalten haben, in den Bestrebungen um mehr Synodalität nicht nachlassen zu dürfen. In vielen deutschen Bistümern wird daran gearbeitet, werden Gremien neu justiert. Die Ankündigung kommt angesichts der hier und da zu spürenden Ermüdung in Sachen Synodalität gerade zum richtigen Zeitpunkt. Synodalität auf Dauer stellen: Die Maxime des Synodalen Wegs, dessen Nachfolgegremium der Synodale Ausschuss demnächst weiter vorantreiben muss, gilt jetzt verstärkt auch für die Weltkirche.

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