Es begann mit einem harmlosen Räuspern, steigerte sich zu Problemen beim Sprechen und endete mit einer schweren Bronchitis. Schließlich wurde der Papst in die römische Gemelli-Klinik eingeliefert, dort wird er seitdem behandelt. Erst hatten seine Sprecher seinen Zustand beschönigt, doch nun wird allmählich deutlich, weil sich zwei Wochen Spital nicht mehr wegreden lassen: Franziskus ringt mit dem Tod.
Die katholische Christenheit berührt das. Ist der Papst nicht wie ein ferner Verwandter? Man leidet mit ihm, drückt ihm die Daumen, betet, beglückwünscht ihn zu einer gelungenen Entscheidung oder einer eleganten Personalie wie dieser: Mit Schwester Raffaela Petrini wird erstmals eine Frau Regierungschefin des Vatikanstaats (vgl. HK, März 2025, 8). Der Papst ist wie ein grundgütiger Familienmensch, zu dem man auch dann steht, wenn manche seiner Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind.
Dabei gibt es in diesen Tagen genug Nachrichten, die mehr machtpolitisches Gewicht auf die Waagschale legen. Zum Beispiel: Donald Trump und seine verrückten Deals, der Krieg in Osteuropa, der neue Bundestag mit erstarkten Rändern und dünn gewordener Mitte. All das beschäftigt den, der morgens die Nachrichten liest, verarbeitet und manches Mal auch verdrängt. Aber das Leiden des 88 Jahre alten Papstes, die geht ans Mark. Der erste morgendliche Nachrichtencheck fliegt über die Alpen und landet vor der römischen Klinik, in der Franziskus liegt. Wie geht es ihm? Ist er über den Berg – oder schaut er schon in die Seligkeit hinein?
Wie prägend der Papst für seine Kirche ist, wird auch im Gespräch mit den evangelischen Brüdern und Schwestern deutlich. Schnell ist man sich über die zentralen Punkte einig, Ökumene macht es möglich. Nur beim Papst gibt es so etwas wie einen protestantischen blinden Fleck. Es ist nur schwer deutlich zu machen, dass der Bischof von Rom zum katholischen Kern gehört. Über Dogmen kann man verhandeln, über den Heiligen Vater nicht. Er gehört zur Ahnentafel.