Nach dem schrecklichen Terrorangriff am 7. Oktober 2023 hat die Hamas 240 Menschen entführt. Sie zu befreien und die Terrororganisation zu zerschlagen führte Israel entschieden Krieg, der Gaza zerstörte und Tausende zivile Opfer forderte. Noch immer befinden sich Menschen in der Gewalt der Hamas, erleiden Folter und Hunger, schreckliche Demütigungen und Grausamkeiten. Nach mehr als einem Jahr waren die Entführer endlich bereit, israelische Geiseln frei zu lassen. Jede Übergabe war Ergebnis harter Verhandlungen, demütigender Inszenierungen und einem eklatanten zahlenmäßigen Missverhältnis von freigelassenen Geiseln auf der einen und ausgetauschten Hamaskämpfern auf der anderen Seite. Zuletzt wurden vier tote Geiseln an Israel übergeben. Im Gegenzug ließ Israel 600 Gefangene frei, darunter verurteilte Straftäter.
So sehr ich mich über jede Person freue, die der grausamen Verschleppung entkommt und zu ihrer Familie zurückkehren kann - es stellt sich schon die Frage, warum in diesem Verhältnis ausgetauscht wird. Es mag zynisch klingen: Aber ist ein toter Israeli so viel wert wie 125 lebende Palästinenser? Wonach bemisst sich der Wert eines Menschen? Wenn wir die Würde jedes Menschen ernst nehmen, dann darf es solch eklatante Missverhältnisse nicht geben.
In Mannheim hat ein psychisch kranker Deutscher zwei Menschen getötet, in Aschaffenburg ein psychisch kranker Afghane zwei Menschen erstochen. Die Reaktionen in Öffentlichkeit und Politik waren jedoch höchst unterschiedlich. Jenseits von Trauer und Schockstarre führte die Tat des abgelehnten Asylbewerbers zu politischer Empörung, Schuldzuweisungen und lautstarken Forderungen nach Verschärfung des Asylrechts, in Mannheim bleibt es still. Ändert die Nationalität des Täters das Leid der Angehörigen? Sind die einen Opfer wichtiger als die anderen?
Fragen, die vielleicht verstören und auf die es wohl keine befriedigenden Antworten gibt. Aber gestellt werden sollten sie.