Gerne wird nach der Neubesetzung des Bundestags darüber geklagt, dass der Wahlkampf dieses Mal bedauerlicherweise wenig spektakulär gewesen sei. Das ist im Jahr 2025 anders – was allerdings nicht von Vorteil sein muss. Denn in der aktuellen politischen Diskussion lauern Gefahren, gerade auch für die Kirchen.
Das zeigen eindrücklich die aktuellen Reaktionen um den Brandbrief der Bevollmächtigten der beiden großen Kirchen zum Abstimmungsverhalten der CDU, die zwar am Ende als Opposition keinen Gesetzesentwurf zur Verschärfung der Migrationspolitik im Parlament durchbekommen hat, immerhin aber mit Hilfe der AfD eine Abstimmung gewann. Ein solches Vorgehen war bisher bei allen Parteien ausgeschlossen gewesen. Die Folge der Intervention: Bischöfe distanzieren sich davon, ebenso CDU-Politiker. So ist die frühere Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ausgetreten, das sich ähnlich kritisch geäußert hatte. Auf der anderen Seite haben beispielsweise Priester nach dem Tabubruch ihr CDU-Parteibuch zurückgegeben.
Nun ist klar, dass auf die Absage an allen „völkischen Nationalismus“ durch die deutschen Bischöfe im Frühjahr 2024 auch in einem solchen Fall konsequenterweise kritische Töne folgen müssen. Es wäre aber fatal, wenn die zugrundeliegenden Probleme wie auch die Befürchtungen nicht weniger Menschen nicht mehr ernsthaft diskutiert werden. Das kann nur gelingen, wenn man auch über die Lagergrenzen angesichts unterschiedlicher Überzeugungen hinsichtlich des richtigen Wegs um Lösungen ringt.
Die Kirche hat hier auch einen gesellschaftlichen Auftrag. Sie muss aber ebenfalls selbst in der Lage sein, in ihrem Innern die Themen konstruktiv zu bearbeiten. Fatal wäre jedenfalls eine weitere Polarisierung, wie es sie in anderen Ortskirchen gibt, in extremer Ausprägung etwa in den USA. Alle sind hier gefordert.