PapstrücktrittPapst Benedikt war weise

In diesen Tagen zeigt sich einmal mehr, dass Benedikt XVI. mit seinem Rücktritt die richtige Entscheidung getroffen hat.

Benjamin Lassiwe
Benjamin Lassiwe, ständiger Mitarbeiter der Herder Korrespondenz© Ralf Zöllner

Die Entscheidung damals ging um die Welt: In einer auf Latein gehaltenen Ansprache kündigte Papst Benedikt XVI. am 11. Februar 2013 vor den Kardinälen seinen Rücktritt an. Einige Wochen später, am 28. Februar 2013, macht er diese Ankündigung wahr, und tritt – als erster Papst seit dem Mittelalter – auch tatsächlich zurück.

In diesen Tagen zeigt sich, dass das – allen Anfeindungen aus konservativen katholischen Kreisen zum Trotz – eine sehr weise Entscheidung war. Denn Papst Franziskus liegt nun schon seit gut drei Wochen in der römischen Gemelli-Klinik. Und die Kirche erlebt eine Zeit, die so ein Mittelding zwischen einer Sedisvakanz und einem Papst in voller Fahrt zu sein scheint: Zwar trifft Franziskus noch immer Entscheidungen für die katholische Kirche, zwar scheint er auch vom Krankenbett her Anteil am kirchlichen Leben zu nehmen. Aber die Vergleiche mit dem öffentlichen Sterben von Papst Johannes Paul II. drängen sich auf, so sehr man dem Papst aus Argentinien natürlich die Genesung wünscht.

Die Frage, die sich nun stellt, lautet schlicht und einfach: Muss das so sein? Muss ein Papst selbst bei miserablem Gesundheitszustand weitermachen? Muss das menschliche Leiden des katholischen Kirchenoberhaupts wirklich derart inszeniert werden, wie es derzeit in Rom der Fall ist? Neu zum Glauben kommt auf diese Weise jedenfalls sicher niemand, eher wirken die permanenten Berichte über den Gesundheitszustand eines Schwerkranken abschreckend und unbarmherzig. Der Rücktritt von Benedikt, die geordnete und geplante Übergabe des Amtes an ein Konklave zur Wahl des Nachfolgers scheint da doch der bessere Weg gewesen zu sein. Man würde sich wünschen, Franziskus würde sich dieses Vorbild noch zu Herzen nehmen, wenn er – so Gott es will – das Gemelli-Krankenhaus doch noch einmal als Genesener in Richtung Vatikan verlässt.

Anzeige: Geschichte der Päpste seit 1800. Von Jörg Ernesti

Die Herder Korrespondenz im Abo

Die Herder Korrespondenz berichtet über aktuelle Themen aus Kirche, Theologie und Religion sowie ihrem jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld. 

Zum Kennenlernen: 2 Ausgaben gratis

Jetzt gratis testen