Katholische Hörfunksender und ihre ProgrammeRadio für die Frommen?

Zur Vielfalt in der Medienlandschaft gehören inzwischen auch zunehmend Radiosender, die ein explizit christliches Programm anbieten wollen. Waldemar Schmid, Redakteur der in Köln erscheinenden „Funkkorrespondenz“, stellt die wichtigsten katholischen Hörfunksender in Europa vor.

Die Idee eines „katholischen Hörfunks“ war in Deutschland bis vor 15 Jahren rein theoretischer Natur. Seit 1961 gibt es zwar im hessischen Wetzlar den Evangeliumsrundfunk der Deutschen Evangelischen Allianz, der lange nur über eine Kurzwelle von Radio Monte Carlo sendete und seit 1996 als Spartenprogramm eine hessische Mittelwelle benutzen kann. Die deutschen Adventisten starteten zehn Jahre nach dem Evangeliumsrundfunk und senden seither über eine portugiesische Kurzwelle. Ansonsten aber gab es neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Nachkriegszeit keinen anderen Hörfunk, weil es bis in die achtziger Jahre weder entsprechende Gesetze noch ausreichend Frequenzen gab. Ein eigener Radiosender einer der beiden großen Kirchen oder beider Kirchen zusammen schien, obwohl in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg schon einmal diskutiert, neben dem ARD-Hörfunk überflüssig. Die beiden Kirchen waren seit den fünfziger Jahren mit ihren Radio-Verkündigungssendungen faktisch wie ein Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die kurzen Morgenandachten im ARD-Hörfunk werden von ihnen verantwortet; außerdem werden in verschiedenen Programmen sonntags unter kirchlicher Programmverantwortung Gottesdienste live ausgestrahlt. Daneben verantworten die ARD-Anstalten mit ihren eigenen Kirchenredaktionen die journalistisch gestalteten Kirchenfunksendungen. Nicht so ausgeprägt wie beim ARD-Hörfunk, aber dennoch deutlich bemerkbar, sind die katholische und die evangelische Kirche in den Programmen der in den achtziger Jahren entstandenen Privatradios vertreten, in unterschiedlicher Art und Größenordnung. Dort produzieren sie neben kleinen Verkündigungsspots auch journalistische Beiträge oder ganze Magazine mit religiösen oder kirchlichen Themen. Sie sind dort als sogenannte Drittveranstalter Teil des jeweiligen Lizenzpakets, das auf rundfunkrechtlichen Vorgaben der Bundesländer beruht.

Bei einer so bemerkenswerten Präsenz im Hörfunk bemüht sich gewöhnlich niemand mit großem Eifer um ein eigenes Radio. Wenigstens war bis in die achtziger Jahre von kirchenamtlicher Seite wenig konkretes Interesse zu vernehmen. Die Gründe hierfür waren vielfältig, man kann sie kaum auf die Erhaltung des Status quo und die möglicherweise anstehende finanzielle Belastung reduzieren. Neue rundfunkpolitische Diskussionen über den Sinn und die Ziele eines katholischen Radios wurden allerdings nach der Einführung des privaten Rundfunks geführt (vgl. die entsprechende Artikelreihe der Funkkorrespondenz im Jahr 1985). Die konkrete Entwicklung eines katholischen Radios hätte für viele die zweite Stufe einer Entfernung – und möglichen Entfremdung – vom gewohnten öffentlich-rechtlichen Milieu bedeutet. Man hatte schon nach der Zulassung von privatem Hörfunk und privatem Fernsehen mit dem Problem zu tun, dass mit einem kirchlichen Engagement in den neuen Privatprogrammen die gute Kooperation in den öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogrammen möglicherweise gefährdet sein könnte: Die Kirchen versorgten die Privatprogramme mit eigenproduzierten Kurzpredigten und redaktionellen Kurzbeiträgen zunächst kostenfrei oder zumindest kostengünstig. Mittlerweile bilden die Kirchenbeiträge in verschiedenen kleinen Privathörfunkprogrammen das Rückgrat des Lizenz-Vielfaltsgebotes.

Neue Initiativen für eigenständige katholische Rundfunksender in der Bundesrepublik gingen nicht von der Kirche selbst aus, sondern von privaten Gruppen, die kirchenpolitisch unterschiedlich zuzuordnen waren. In Bonn war das Anfang der neunziger Jahre die Initiative Katholiken im Rundfunk, die schließlich in Ludwigshafen den Sender Radio Campanile auf die Beine stellte. In Ingolstadt und in Balderschwang im Allgäu gelang dies der Initiative Radio Neues Europa und der Internationalen Christlichen Rundfunkgemeinschaft e.V., woraus schließlich das gemeinsame Programm Radio Horeb entstand.

Im Jahr 1990 entstand in Bonn im Umfeld der Gemeinschaft katholischer Soldaten die erste neue Radio-Initiative, die sich – nach Einsprüchen aus der Hierarchie – schließlich den neutralen Namen „Katholiken im Rundfunk“ gab. Das Format eines Informationsradios mit christlichem Hintergrund berücksichtigte den Umstand, dass der Rundfunkstaatsvertrag „Werbung politischer, weltanschaulicher und religiöser Art“ untersagt. Die von dem Verein gegründete „Radio Campanile GmbH & Co KG“ in Ludwigshafen erhielt eine rheinland-pfälzische Satelliten-Sendelizenz. Das war ein Kompromiss, vielleicht auch ein Reflex auf die indifferente Haltung der meisten Diözesen zu dem Radioprojekt, vor allem fehlten aber UKW-Frequenzen. Der Sendebeginn zog sich – vor allem wegen der Zurückhaltung der Geldgeber – hin, bis in Berlin der Start des evangelischen Radio Paradiso für Ende 1996 angekündigt wurde. Radio Paradiso ist ein Projekt des nordelbischen evangelischen Presseverbandes in Kiel. Dessen Direktor, Pastor Rainer Thun, hatte neben Geld von Spenderfirmen auch Mittel und Mittelzusagen von zwei evangelischen Landeskirchen. Entscheidend war aber, dass Radio Paradiso in Berlin eine große UKW-Frequenz bekam. Es war ein Hauptstadtprogramm mit (ökumenisch-)christlichem Hintergrund geplant. Das Ludwigshafener Radio Campanile ging am 8. Dezember 1996 quasi im Wettrennen mit dem Berliner Radio Paradiso an den Start, letzteres wartete dann aber mit seinem Sendebeginn bis Aschermittwoch 1997. Radio Campanile kooperierte unter anderem mit der deutschen Redaktion von Radio Vatikan. Nichtkirchliche Nachrichten und die meisten Kleinfeatures wurden von der Bayerischen Landesradioprogrammgesellschaft (BLR) eingekauft, was das Programm zuweilen hörbar bayernlastig machte. Der große finanzielle Aufwand ließ bei dem begrenzten Startkapital aber bald das Geld knapp werden. Neue Geldgeber waren eine bayerisch-italienische Sponsorengruppe, zu der auch der italienische Milchprodukte-Fabrikant und Präsident von Radio Maria, Emmanuele Ferrario, gehörte. Es gab einen neuen Vorstand, der Chefredakteur Joachim Kirsch durch Alfons Laustroer von der BLR ersetzt. Das journalistische Wortprogramm wurde weiter ausgedünnt, es gab mehr Gottesdienste, mehr geistliche Musik, mehr Meditation, mehr Verkündigung – bis hart an die Grenzen der Lizenzvorgaben.

Die deutschen Gesetze lassen keine Verkündigungssender zu

Im Vorfeld des Sendestarts waren vom damaligen Bonner Militärbischofsamt Starthilfen für den Verein Katholiken im Rundfunk geflossen. Das diözesaneeigene Weingut des Bistums Trier platzierte mehrfach Werbespots im Programm von Radio Campanile. Ansonsten herrschte bischöfliche Zurückhaltung. Die existenzgefährdenden Streitigkeiten bei Radio Campanile erzwangen eine kirchenoffizielle Stellungnahme. Diese war in der Tendenz positiv, mit der Einschränkung, dass man nur leider kein Geld für das Ludwigshafener Radio habe. Die Sponsoren, die vielleicht auf kirchliche Signale gewartet hatten, waren aber durch dieses Signal aus der Zentralstelle Medien der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn nicht mehr zu mobilisieren. Ende Juni 1998 stellte Radio Campanile den Sendebetrieb ein, die Trägergesellschaft Radio Campanile GmbH stellte am 3. Juli 1998 Antrag auf Konkurs (vgl. HK, August 1998, 383 f. ). Indirekten kirchlichen Beistand hat dagegen das Balderschwanger Radio Horeb: Der dortige Gemeindepfarrer Richard Kocher ist mit ausdrücklichem Einverständnis des Augsburger Diözesanbischofs Josef Dammertz Programmchef des katholischen Satellitenradios. Seine Wurzeln hat Radio Horeb ebenfalls in einer Initiative von Laien: Die in den achtziger Jahren von Siegfried Dobretsberger in Ingolstadt gegründete Internationale Christliche Rundfunkgemeinschaft produzierte zunächst Audio-Kassetten und gründete dann Radio Neues Europa, ein auf ein „frommes“ Milieu ausgerichtetes Radio. Es sendete sonntags über Kabel in Ingolstadt und München. In München konnte Radio Neues Europa sogar als Versuchsbetrieb über eine zeitlich geteilte UKW-Frequenz senden, allerdings ausgerechnet zusammen mit einem Radio aus der alternativen Szene. Währenddessen installierte in Balderschwang der Unternehmensberater Anton Lässer in einem Bauernhof ein Radio-Sendestudio. Lässer wollte nach dem italienischen Vorbild ein deutsches Radio Maria gründen. Er hatte schon in Polen die Einrichtung dortiger Maria-Radios finanziell unterstützt. Weil aber der Weg über die deutschen Zulassungsbehörden aufgrund des Verkündigungskonzepts rundfunkrechtlich nicht gangbar war, beantragte Lässer im Jahr 1995 eine luxemburgische Sendelizenz für die Satellitenausstrahlung. Zu diesem Zweck wurde in Luxemburg die Eurociel S. A. gegründet, die die sendetechnische Abwicklung besorgen und die Endregie übernehmen sollte.

Radio Maria sendet in Italien auf mehr als 700 UKW-Frequenzen

Der Name Radio Maria war jedoch nicht nutzbar. In Marienfried bei Neu-Ulm war schon ein deutsches Radio Maria gegründet worden, das eine Zeitlang über eine Südtiroler UKW-Frequenz senden konnte, wenn es dann auch Zerwürfnisse mit den italienischen Machern von Radio Maria gegeben zu haben scheint. Initiatoren des Marienfrieder Projekts waren der Bauunternehmersohn Hans Liebherr und der Luftschiffbauer-Enkel Albrecht Graf von Brandenstein-Zeppelin. Weil also der Name Radio Maria schon belegt war, sahen sich die Balderschwanger nach einem anderen um und wählten schließlich, nachdem auch der Name Radio Neues Europa in der Diskussion war, den Namen Radio Horeb. Die intensive Zusammenarbeit zwischen Radio Horeb und Radio Neues Europa bewirkt, dass das eine Radio sonntags eine Münchner UKW-Frequenz mit nutzen kann und das andere über eine luxemburgische Lizenz mit verfügen darf. Beide haben einen gemeinsamen Trägerverein, deren Vorsitzender jetzt Pfarrer Kocher ist. Das Programm von Radio Horeb ist auf eine ähnliche Zielgruppe wie die italienischen Maria-Radios gerichtet. Beispiele aus dem Programm: werktäglich „Mit Gott fang an“ (6.30 Uhr), Morgenlob (7.00 Uhr), Lesungen aus dem Stundengebet der Kirche (7.30 Uhr), um 9.00 Uhr ein Gottesdienst, um 10.00 Uhr eine Sendung zum Thema Lebenshilfe. Am Sonntag wird das Programm von Radio Horeb von Radio Neues Europa aus Ingolstadt gestaltet. Von dort kommen längere Wortsendungen, unter anderem Vorträge, die unter den Rubriken „Glaube und Kirche“ (8.00 Uhr) oder „Gelebter Glaube – Unser Gesprächsmagazin“ (11.15 Uhr) stehen; abends um 20.15 Uhr veranstaltet Kocher unter dem Titel „Standpunkt“ eine zweistündige Höreranrufsendung zu vorgegebenen Themen. Auch bei den Organisationsstrukturen gibt es zwischen Radio Horeb und den italienischen Maria-Radios Ähnlichkeiten: Einzelspenden finanzieren das Radio, Werbung fehlt, und es sind in der Mehrzahl Ehrenamtliche in den Studios und vor den Mikrofonen.

Das Sendekonzept von Radio Maria stammt aus Arcellasco in der Erzdiözese Mailand. Dort wurde 1982 das erste Pfarreiradio eingerichtet, das zunächst vorwiegend Gottesdienste und Rosenkranzgebete übertrug. Auch die späteren italienischen Pfarreiradios mit Minifrequenzen auf ihren Kirchtürmen taten ähnliches. Im Mai 1987 schlossen sich die Radios zur Vereinigung Radio Maria zusammen und gaben sich ein Statut. Als 1989 durch ein neues Rahmengesetz die Mindestsendezeit von Radiosendern auf sechs Stunden täglich festgelegt wurde, mussten viele andere kleine Pfarreiradios in Italien aufgeben. Emmanuele Ferrario kaufte daraufhin 400 Frequenzen auf. Um den Kleinradios die gesetzlichen sechs Sendestunden täglich zu ermöglichen, wurde 1990 ein Mantelprogramm eingerichtet, das über das von Ferrario gegründete Radio Maria Network verbreitet wird. Die Zentrale befindet sich in der Ursprungsgemeinde Arcellasco. Redaktioneller Leiter des Mantelprogramms ist der Priester Livo Fangaza. Es ist unklar, wie viele Maria-Radios es in Italien gibt. Nicht einmal bei Radio Vatikan kennt man die Zahl. Aber sie senden auf mehr als 700 kleinen UKW-Frequenzen, ihre Reichweite soll die der öffentlich-rechtlichen RAI übertreffen: 1,7 Millionen Menschen hören laut Analyse von Ata audiradio im Durchschnitt täglich zu. Ziel der Vereinigung Radio Maria ist laut Statut „die systematische Evangelisierung über den Äther“.

Neben Gottesdiensten und anderen Verkündigungssendungen kommen Vorträge zu unterschiedlichsten Themen zu Gehör: ein Programmkonzept zwischen Volksfrömmigkeit und Volkshochschule. Von Radio Vatikan werden kirchliche Nachrichten und andere Wortbeiträge übernommen. Radio Maria will im weitesten Sinne unpolitisch sein, dabei aber als programmatische Grundlage den „Katechismus der katholischen Kirche“ und die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils beachten, außerdem sieht man das Programm als „vom Heiligen Stuhl inspiriert“ an. Der Erfolg der Maria-Radios wird neben der Verankerung in einem Milieu traditioneller Frömmigkeit, das übrigens ein gutes Spendenaufkommen sichert, durch die ehrenamtliche Tätigkeit vieler Mitarbeiter und Informationslieferanten gesichert. Die Radioprogramme sind dadurch relativ billig herzustellen. Und mit der Gründung der Weltfamilie Radio Maria im Jahr 1998 in Rom wurde das Grundprinzip der Maria-Radios in Italien, wonach die Reicheren den Ärmeren finanziell unter die Arme greifen, auf ein inzwischen bis nach Osteuropa, Afrika und Lateinamerika ausgeweitetes Netz von derzeit knapp weiteren 20 Maria-Radios übertragen. Mit der ältesten und größten ausländischen Nachfolgegründung hat man allerdings große Probleme: Die rund 50 polnischen Maryja-Radios mit ihrem Leiter Pater Tadeusz Rydzik schlagen mit ihren nationalistisch-populistischen Tönen aus der Reihe. Und sie haben damit mehr Erfolg als die polnischen Diözesanradios, die landesweit senden und ebenfalls über ein Netzwerk (Radio Plus) verfügen.

Ein Netzwerk über Satellit zusammen mit einem Mantelprogramm bildet auch das Rückgrat der französischen katholischen Radios, die als „Vereinsradios“ steuerlich begünstigt und jeweils in einer Diözese organisiert sind. Sie strahlen unterschiedlich geprägte Programme aus. Ihr Mantelprogramm ist ein ökumenisches Programm, das in Lyon hergestellt wird. Nur Radio Notre Dame in Paris als katholisches Hauptstadtprogramm macht ein eigenes 24-Stunden-Programm.

In Italien, dem Kernland von Radio Maria, gibt es mittlerweile allerdings auch katholische Radionetzwerke, die mit Radio Maria konkurrieren. Der Zusammenschluss der 25 größten kirchlichen Radiosender ist der Circuito Marconi, hervorgegangen aus dem Mailänder Diözesansender Radio Nova, dessen Informationsprogramm etwa zur Hälfte aus Wort und Musik besteht. Das Netzwerk Circuito Marconi deckt 65 Prozent der Fläche Italiens ab. Sechs Stunden am Tag wird das von zwölf festen und 20 freien Mitarbeitern produzierte Mantelprogramm über den Circuito zu den Partnerstationen abgestrahlt, am frühen Morgen, am Mittag und am Nachmittag. 600 000 Menschen hören im Durchschnitt täglich zu.

In Köln soll im Frühjahr das Dom Radio starten

Der Untergang von Radio Campanile hatte unter deutschen Katholiken die Befürchtung laut werden lassen, damit sei hierzulande der Plan von einem „katholischen Radio“ – und damit meinte man durchaus ein weltoffenes Programm – wohl für sehr lange Zeit begraben. In Köln steht jetzt ein neuer katholischer Hörfunksender vor dem Start: Dom Radio, ein Projekt des Bildungswerks der Erzdiözese Köln. Es wurde am 26. November 1999 von der Düsseldorfer Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR) mit einer Satellitenlizenz für zehn Jahre bedacht. Rundfunkrechtlich wäre es auch möglich gewesen, dass das Erzbistum Köln bei der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter (LPR) in Ludwigshafen um eine Lizenz nachgesucht hätte, weil das Erzbistum mit einem Teil seines Territoriums auch in rheinland-pfälzisches Gebiet hineinreicht. Geplant ist bei den Initiatoren von Dom Radio, die damit an ein zweiwöchiges Pilotprojekt anlässlich der 750-Jahr-Feiern zum Kölner Dom im Jahr 1999 anschließen, ein unterhaltendes Radio-Vollprogramm mit einem international gefärbten zeitgenössischen Musikformat (einschließlich Kölscher Lieder) zu machen. Neben Nachrichten soll es auch allgemein informierende sowie verkündigende Sendungen geben. Kooperationen mit anderen christlichen Radios sind geplant, selbstverständlich mit Radio Vatikan, wie das auch schon Radio Campanile praktiziert hatte, aber auch mit Radio Horeb, beispielsweise bei Gottesdienstübertragungen. Die Erzdiözese will ihre hauptberuflichen „Radiokontakter“, die Verbindungsleute und Produzenten von Kirchenthemen für die privaten NRW-Lokalradios im Bereich des Kölner Erzbistums, aus der Region abziehen und in die Dom-Radio-Redaktion eingliedern. Sie sollen durch nebenberufliche Kräfte ersetzt werden. Die Finanzierung des Dom-Radios über Werbung wird wohl zunächst nachrangig sein, denn es verfügt über keine UKW-Frequenz. Auch sollen weitere kirchliche Sponsorengelder gewonnen werden, das finanzielle Standbein bildet aber der Haushalt des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und damit indirekt der Diözesanhaushalt. Ausgestrahlt werden soll das Programm des Dom Radios im Bereich der Erzdiözese über Kabel, außerdem wird es analog und digital über Satellit ausgestrahlt. Der Sendestart ist im Laufe dieses Frühjahrs geplant. Es wird also in Köln, soweit dies bisher ersichtlich ist, kein „Milieu-Radio“ geben. Gerade Milieu-Radios versprächen aber eigentlich, wie die Maria-Radios zeigen, Erfolg, wenn auch nur in einem relativ geschlossenen Umfeld, und finanziell nur unter der Bedingung ehrenamtlicher Tätigkeit. Man will also gewiss Erfolg, aber kontrollierten: Mit der indirekten, auch finanziellen Trägerschaft über ein Radio als Tendenzbetrieb verbleibt – in etwa vergleichbar den Bistumszeitungen – die Ausrichtung des Programms bei der jeweiligen Diözese.

Das ist schließlich auch bei Radio Stephansdom, dem Radio der Diözese Wien der Fall. Dieses kirchliche Radio wurde im Herbst 1997 im Rahmen des im selben Jahr novellierten österreichischen Regionalradio- und Kabelgesetzes mit einer UKW-Lizenz für das Bundesland Wien ausgestattet. Das Radio war zunächst verwaltungsmäßig direkt beim diözesanen Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation angesiedelt, wird jetzt aber von einer kirchlichen Stiftung getragen. Der Sender heißt „Radio Stephansdom – Klassik auf 107,3“. Redaktionell verantwortlich war zunächst der Leiter des diözesanen Presseamtes, Wolfgang Bergmann, er wurde von Anton F. Gatnar abgelöst. Das Radio war im Unterschied zu den übrigen österreichischen Privatradios als eine „Oase für die Seele“ konzipiert und sendet klassische Musik.

Die Redaktion ist mit drei hauptberuflichen Mitarbeitern besetzt, das Programm, das auch mit meditativen Elementen und mit Wortbeiträgen zu religiösen Themen wie Sinnfragen bestückt wird, war zunächst mit einem Etat von lediglich 1,7 Millionen Mark ausgestattet. Der Rest der Kosten soll durch Werbung erwirtschaftet werden, ohne dass ein Gewinn angezielt wird. Maximal werden nicht mehr als 12 Minuten Werbung pro Tag ausgestrahlt. Radio Stephansdom wurde beim 6. Kolloquium der „Europäischen Konferenz christlicher Radios“ (CERC), das im September vergangenen Jahres in Wien stattfand, mit in die CERC aufgenommen. Die CERC, die 1984 von vier christlichen Radio-Organisationen gegründet wurde, vertritt heute nach eigenen Angaben rund 500 christliche Hörfunkveranstalter „vom Atlantik bis zum Ural“. Zugleich vertritt sie (im Unterschied zur Radio-Maria-Familie) eine relativ große Bandbreite von Konzepten. Der derzeitige CERC-Präsident und Chef der portugiesischen katholischen Senderkette Grupo Renascença, Fernando Magelhaes Crespo, hat sich in Wien gegen selbstgenügsame katholische Nischenradios und für die Ausstrahlung von Breitenprogrammen ausgesprochen.

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