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S. 595-597
Auch in Deutschland geht die Angst um. Obwohl wir doch den Terror des 11. Septembers nicht am eigenen Leib erfahren haben, wir bislang auch vor bioterroristischen Anschlägen verschont geblieben sind. Ein allgemeines Sicherheitsgefühl ist erschüttert und mit dem Angstfaktor muss nicht nur die deutschen Wirtschaft rechnen. Droht der Anbruch eines "Hochsicherheitszeitalters" (Matthias Horx)? Die Anschläge haben den westlichen Gesellschaften ihre Verwundbarkeit und Verletzlichkeit vor Augen geführt. Sie geben aber auch Anlass zu einer zukunftsgerichteten Selbstvergewisserung. Totale Sicherheit kann es nicht geben, mahnen in diesen Tagen Politiker und Kirchenvertreter gleichermaßen. Es geht dabei nicht darum, ein legitimes Sicherheitsbedürfnis zu diskriminieren. Wo sich dieses aber zur Illusion, zum Wahn absoluter Sicherheit steigert, verdrängte Verletzlichkeit in grenzenlose Angst umschlägt, gerät schnell die Freiheit anderer in Gefahr. Etwa wo diffuse Angst vor dem Fremden den Fremden ihre Rechte bestreiten will. Von Alexander Foitzik