Wo das Weihnachtsfest in erster Linie als Gelegenheit für die umsatzstärksten Wochen des Jahres gesehen wird, liegt die Vermutung nahe, das Geld sei zur alles bestimmenden Macht geworden. Angefangen vom Euro über die täglichen Börsennachrichten bis zum Zwang, sich „gut verkaufen“ zu müssen, verändert es unsere Lebenswelt. Gerade das Vertrauen, das man in den Wert des Geldes haben muss, macht es jedoch anfällig für vermeintlich magische Wirkungen und eine quasi-religiöse Überhöhung. Eine Fundamentalkritik ist angesichts der unbestreitbaren und in der Regel selbstverständlich in Anspruch genommenen Vorteile jedoch unehrlich: Die notwendige innere Distanz im Umgang mit Geld bewährt sich darin, dass man sich nicht in den Kampf gegen den Götzen Geld verbeißen sollte, weil man ihm letztlich auch so huldigt.
Von Stefan Orth