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S. 109-111
Welche Chance hat die Friedensbotschaft der Kirche und der Religionen, die Botschaft etwa der die in Assisi zum gemeinsamen Friedensgebet der Religionen um den Papst Versammelten? Denn sind nicht die Religionen als Friedensförderer oder -stifter diskreditiert und disqualifiziert durch unzählige Konflikte, wo Gewalt im Namen Gottes und der Religion geschieht und geschah?
Dagegen mögen Theologen und Religionswissenschaftler, religiöse Repräsentanten und Autoritäten zu Recht auch auf die prinzipielle Friedfertigkeit, die prophetische, gewaltkritische Dimension in allen Religionen verweisen. Das eigentliche friedensstiftende oder zumindest friedensfördernde Potenzial des Christentums wie anderer Religionen erschließt sich aus der Bereitschaft, sich den eigenen Schattenseiten, der eigenen Ambivalenz und Verführbarkeit zu stellen. In der Fähigkeit zur Selbstkritik und der allererst aus dieser resultierenden Bereitschaft zu wechselseitigem Vergeben kann die Kirche, können die Religionen, ohne ihre eigene Gewaltgeschichte zu verleugnen, eine Vorbildfunktion einnehmen. Sie werden dann auch dazu beitragen können, das politische Feld zur Vermeidung wie zur Überwindung gewaltträchtiger Konflikte vorzubereiten. Von Alexander Foitzik