Begeistert werden die Weltjugendtagspilger aus Toronto zurückkehren. Ein Gutteil der nach wie vor noch in Resten volkskirchlich geprägten deutschen Durchschnittskatholiken gleich ob Laien, Priester oder auch Bischöfe tut sich aber schwer mit solcher begeistert-enthusiastischer Frömmigkeit. Mit ihrem zuversichtlichen Zugang zu Glauben und Kirche sind die Weltjugendtagspilger in jedem Fall ein Stachel im Fleische - ebenso wie die meist im romanischen Europa entstandenen, so genannten neuen geistlichen Bewegungen. Auf der Suche nach Leerstellen und Defiziten darf aber nicht nur auf die altbekannten, allzu schlichten Klischees gegenüber einer im Problemstau festgefahrenen, in überbordendem Problembewusstsein und pastoraler Ratlosigkeit gefangenen Traditionskirche zurückgegriffen werden.
Ein Teil der unbestreitbaren Müdigkeit und Resignation oder umgekehrt der Mangel an Begeisterungsfähigkeit scheint vielmehr aus der chronischen Selbstüberforderung zu rühren. Auf den in den traditionellen Strukturen und Formen hochengagierten Laien und Priestern lastet oft ein unmenschlicher Erwartungsdruck, sich um alles und alle zu kümmern. Sollte die fällige Selbstbescheidung, die Neuausrichtung und gelegentlich wohl auch schmerzliche Konzentration auf das Wesentliche nicht schon aus theologisch-ekklesiologisch begründeter Überzeugung erfolgen, müsste nun doch die an die Grenze des Erträglichen gelangte Müdigkeit und Resignation zu einem stärker ressourcenorientierten Denken verhelfen.
Von Alexander Foitzik