Zu einer Standortbestimmung der Frau in Kirche und Gesellschaft hatte Johannes XXIII. Anfang der sechziger Jahre aufgerufen und diese schon damals zu den dringenden Zeichen der Zeit gezählt. Doch von Seiten der Amtsleitung scheint sich in dieser Frage seit den siebziger Jahren nicht mehr viel bewegt zu haben.
„Viele insbesondere der jungen Katholikinnen haben den Eindruck, dass die Veränderungen der Lebenssituation und des Selbstverständnisses von Frauen in der Kirche nicht wahrgenommen oder zwar registriert, aber nicht gebilligt werden", lautete ein Befund der Repräsentativbefragung von Katholikinnen, die das Allensbach-Institut vor rund zehn Jahren im Auftrag der deutschen Bischöfe durchführte. Die Kirche hänge einem veralteten Leitbild der aufopferungsvollen Familienfrau und Mutter nach, urteilten damals 45 Prozent aller Katholikinnen, bei den Frauen zwischen 30 und 44 Jahren betrug der Anteil sogar 64 Prozent.
Dem beharrlichen Kampf kirchenpolitisch bewegter Frauen (und Männer) in katholischen Initiativen und Organisationen ist es zu verdanken, dass die Frauenfrage auch in ihrer Kirche lebendig geblieben ist. Sie beschränkt sich nicht auf die Öffnung der Weiheämter. Die Suche nach dem Platz der Frauen in der Kirche muss nach ihrer Präsenz auf allen Ebenen fragen. Nur auf diese Weise wird sich langfristig auch das theologisch Erkannte durchsetzen, werden frauendiskriminierende Vorstellungen aus Texten und Köpfen verschwinden.
Von Brigitte Böttner