Johannes Paul II., der am 16. Oktober sein fünfundzwanzigjähriges Pontifikatsjubiläum feiern konnte, ist ein Ausnahmepapst. Gleichzeitig setzt er aber auch die Reihe der Päpste fort, die sich seit zweihundert Jahren auf die Auseinandersetzung zwischen katholischer Kirche und moderner Gesellschaft einlassen. Er hat die Neuansätze des Zweiten Vatikanischen Konzils für das Verhältnis der Kirche zu den anderen Kirchen und den nichtchristlichen Religionen fortgeführt, aber eingebettet in eine anspruchsvolle Konzeption der Zuordnung von Freiheit und Wahrheit einerseits, individuellem Glaubensvollzug und Kirche andererseits. Damit hat er entscheidend dazu beigetragen, der Kirche religiös wie politisch einen festen Stand zu verschaffen; die Bruchstellen dieser Konzeption sind aber nicht zu übersehen.
Von Ulrich Ruh