LeitartikelVerlorene Heimat

Vordergründig scheint die Debatte um das vom Bundestag im letzten Jahr beschlossene „Zentrum für Vertreibung" nur ein weiteres Kapitel zu sein in der in Deutschland chronisch schwierigen Auseinandersetzung über Fragen der Identität, der Heimat oder des Nationalstolz. Auch die Debatte über das Vertriebenen-Zentrum folgt vertrauten Stereotypen. Werden aber Konzept und Standort des geplanten Vertriebenenzentrums noch Anlass zu weiterer Diskussion geben, herrscht heute doch im Großen und Ganzen Einmütigkeit, sich dem Thema insgesamt nicht weiter verweigern zu dürfen. Entsprechend überraschte manchen die teils sehr scharfe Reaktion in Polen und der Tschechischen Republik. Sind die alten Wunden noch gar nicht verheilt?Heimatverlust, die Suche nach neuer Heimat, die bleibende Sehnsucht nach der alten oder auch die Zerrissenheit zwischen alter und neuer, gar mehreren „Heimaten" werden Europa aber auch weit über das 20. Jahrhundert hinaus prägen. Derzeit sind es fast 60 Millionen Menschen, die durch Europa ziehen, die außerhalb ihrer Geburtsnation leben. Es gibt kein Land in Europa, das nicht als Transit-, Ein- oder Auswanderungsland betroffen, gelegentlich auch mehrfach betroffen ist. Entsprechend wird am Vorabend der EU-Osterweiterung besonders heftig um Freizügigkeit und Regeln für die Zuwanderung gestritten.

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