Sollte es nur ein Rendezvous mit dem Zeitgeist sein, wenn jetzt auch Theologen und Theologinnen über das Glück nachsinnen? Immerhin verspricht eine seit Jahren stetig steigende Zahl von Publikationen, die Abkürzung zum großen Glück zu kennen. Auch den Allensbach-Studien aus den vergangenen beiden Jahren zufolge ist der seit den sechziger Jahren empirisch belegte Trend ungebrochen, den Sinn des Lebens zunehmend in erster Linie darin zu sehen, „glücklich zu sein und möglichst viel Freude zu haben“.
Dagegen hat vor allem die neue politische Theologie immer wieder ihren vehementen Protest eingelegt: Gott und das Glück seien Begriffe, die nicht zur Deckung gebracht werden könnten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch den Strang heutiger katholischer Theologie, der das göttlich verheißene Heil als Glück des Menschen zu sehen und das menschliche Glück als von Gott geschenktes Heil zu verstehen versucht.
Selbst angesichts von Tod und Trauer kann das erfahrene und erinnerte Glück zum Trost werden. Das große Glück ist nicht im ganz Anderen zu finden, sondern spiegelt sich in den vergänglichen Glückserfahrungen wieder. Glück und Gerechtigkeit müssen so miteinander verbunden werden, dass das Glück nicht mit dem Verdrängen des Leids erkauft wird. Dann aber ist auch ohne weiteres denkbar, dass sich das Trachten nach Glück und die Sehnsucht nach Gott gegenseitig interpretieren können.
Von Stefan Orth