Auch die so genannten Ehrenamtlichen in Kirche und Gemeinde bleiben nicht verschont von den Folgen des dreifachen „Mangels“, der die Kirche in Deutschland in die gegenwärtige Krise geführt hat: der Priestermangel, der Geldmangel und dahinter, wie es der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner drastisch formuliert, „ein Christenmangel - also einen Mangel an radikal gelebtem Evangelium“. Entsprechend steht eine neuerliche Aufmerksamkeit für das kirchliche Ehrenamt unter schwierigen Vorzeichen.Die Ehrenamtlichen der Kirche werden sich nicht als Lückenbüßer fühlen, wenn die dringend anstehende Auseinandersetzung über die künftige Sozialform der Kirche mit der Rückbesinnung auf ihren Auftrag und ihre Aufgabe und einer Prioritäten- und Posterioritätendiskussion beginnt. Es darf nicht mehr länger darum gehen, wie bisher Geleistetes und Getanes bestmöglich auf die noch vorhandenen Schultern verteilt werden kann. Für diese zukunftsgerichtete Auseinandersetzung um Auftrag und Aufgabe von Kirche und Gemeinde aber ist die Differenzierung zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen zunächst gar nicht ausschlaggebend. In diesem Aufgabenspektrum wird es Dienste geben, für die bestausgebildete Hauptamtliche unerlässlich sind, und solche, wo eine weitere Entwicklung zur „Expertenkirche“ (Zulehner) dringend unterbrochen werden muss.
Von Alexander Foitzik