Liest man die einschlägige Passage im Pressebericht ihrer diesjährigen Frühjahrsvollversammlung, kann man sich kaum dieses Eindrucks erwehren: Recht lustlos haben sich die deutschen Bischöfe einer Initiative angenommen, die den Pfingstmontag zu einem „Fest der Ökumene“ umwidmen will. Die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) hatte sich eine Anregung aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken zu Eigen gemacht und die entsprechende Bitte den katholischen Bischöfen unterbreitet. In seiner im Herbst 2001 mit Blick auf den Ökumenischen Kirchentag in Berlin veröffentlichten „Ökumene-Erklärung“ hatte das ZdK mehrere solcher konkreten Anregungen gegeben, wie auf den verschiedenen Ebenen kirchlichen Lebens das ökumenische Engagement intensiviert und neue Zeichen der Gemeinschaft gesetzt werden könnten. Ab 2002 sollte in diesem Sinne auch der Pfingstmontag als „Tag der Einheit der Kirche“ jährlich begangen werden: „Durch die Gemeinschaft in Gebet und Gottesdienst, durch gemeinsame Angebote zu Begegnung und Austausch (z. B. Nacht der geöffneten Kirchen), durch gemeinsame diakonische Initiativen könnte der Pfingstmontag zukünftig zu einem deutlichen öffentlichen Zeichen für eine wachsende Gemeinschaft in Zeugnis und Dienst von Christinnen und Christen in Deutschland, Europa und darüber hinaus werden.“ Im trotzig euphorischen Rückblick 100 Tage nach dem Berliner Großereignis – in beiden Kirchen hatten die Kritiker des ÖKT mittlerweile heftig nachgetreten – bekräftigte man von Seiten des ZdK die Pfingstmontag-Initiative als einen von mehreren möglichen Schritten, um auch im grauen Alltag der Ökumene den in Berlin begonnenen Weg fortzusetzen. Die Bischofskonferenz hat jetzt Anfang März nur knapp auf die in ihren Augen offenbar schon reichlich vorhandenen ökumenischen Initiativen und Aktionen verwiesen und überdies eingeschärft, dass die Eucharistiefeier an Sonn- und Feiertagen nicht durch andere Gottesdienste ersetzt werden dürfe. Man sehe so keine Möglichkeit, zu einer Vereinbarung mit dem Rat der EKD, die den Pfingstmontag zum Tag der Einheit im Glauben erkläre und dazu einlade, ihn entsprechend zu begehen.
Selbstverständlich ist der abwehrende Hinweis auf schon Bestehendes berechtigt. Der „normale“ Gemeindealltag ist mit den vielfältigsten Aktionen und Anliegen ohnehin schon überlastet. Jetzt auch noch einen „Tag der Ökumene“ dazwischen quetschen? Schließlich gibt ja schon die entweder im Januar oder in der Woche vor Pfingsten begangene „Gebetswoche für die Einheit der Christen“, an der sich weltweit Christen und Christinnen aller Konfessionen beteiligen. An dem am ersten Freitag im März gefeierten „Weltgebetstag der Frauen“, die älteste und größte ökumenische Laienbewegung weltweit, beteiligen sich in Deutschland nach Auskunft des nationalen Weltgebetstagskomitees in jedem Jahr über 1,3 Millionen Frauen. Auch sind schon gerade in den gemischt-konfessionellen Regionen Deutschlands in unzähligen Gemeinden ökumenische Gottesdienste, Veranstaltungen und Initiativen ein fester Bestandteil des Kirchenjahres.
Umgekehrt sind all diese Aktionen und Traditionen in der katholischen Normalgemeinde die Sache ein paar weniger, ökumenisch Engagierter. So wie die Ökumene überhaupt, aller noch so wohlmeinenden und gerade im Umfeld von Berlin heftig traktierten Rhetorik zum Trotz, ein Minderheitenanliegen ist. Hätte die Bischofskonferenz sich mit etwas mehr Begeisterung der Initiative angenommen, sie hätte zuallererst diesem kleinen Häufchen der in punkto Ökumene Hochengagierten in der eigenen Kirche eine dringend nötige Rückenstärkung gegeben.
Der lustlose Umgang mit der Initiative aber ist umgekehrt nur ein weiteres Symptom für die allgemeine ökumenische Lustlosigkeit und Leidenschaftslosigkeit, die derzeit wohl in beiden großen Kirchen in Deutschland herrscht. Diese rührt wohl weniger aus vermeintlichen oder realen unüberwindbaren, theologisch-ekklesiologischen Hindernissen, denn aus der Tatsache, dass man mit den eigenen Problemen genug beschäftigt ist. Nicht zuletzt darum sollte das ZdK auf seiner Initiative bestehen. Die besondere ökumenische Situation in Deutschland berechtigt durchaus auch zu einem eigenen nationalen „ökumenischen Feiertag“ – neben den ökumenischen Weltgebetswochen und -tagen. Nur, ob der Pfingstmontag hierfür das geeignete Datum ist? Seit Jahren schon droht er, aus dem Feiertagskalender gestrichen zu werden, wo er sowieso nur noch in Deutschland zu finden ist. Selbst bei regelmäßigen Kirchgängern wird er mittlerweile eher als Familienausflugstag geschätzt. Die Mütter und Väter der Idee aus dem Kreis der theologischen Berater des ZdK hoffen offenbar, dem gefährdeten Feiertag gerade so neuen Geist einhauchen zu können. Das Datum könnte sich aber auch negativ auf das ökumenische Anliegen selbst auswirken.