Zum „abgehängten Prekariat“ zählt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung etwa acht Prozent der Deutschen. Ihr Gruppenmerkmal: Sie haben die Hoffnung aufgegeben, an ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage etwas ändern zu können, für sich selbst nicht und auch nicht für ihre Kinder. Diese Perspektivlosigkeit hatte der SPD-Parteivorsitzende Kurt Beck im Blick, als er von dem „neuen Unterschichten-Problem“ in Deutschland sprach. Innerhalb der beiden großen Kirchen, in ihren Werken Diakonie und Caritas hat man die Unterschichts-Aufregung mit gemischten Gefühlen und einer gewissen Spannung verfolgt. Überrascht war man in den Kirchen und ihren Wohlfahrtsverbänden jedoch nicht. Seit langem weist man schon hin auf die sich verfestigende Armut in Deutschland und auf deren gesellschaftliche und psychosozialen Folgen. Für die Kirche aber als "allumfassendes Sakrament des Heiles, welches das Geheimnis der Liebe Gottes zu den Menschen zugleich offenbart und verwirklicht" - so formuliert es die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ - stellen die zum Teil wirklich heil-losen Lebenslagen eine enorme Herausforderung dar. Und wie anders als heillos lassen sich diese Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit beschreiben, wie anders der Verlust der eigenen Handlungsfähigkeit, der verlorene Bezug zur Zukunft?
Auch die Kirche muss noch ihre eigene „Unterschichts-Debatte“ führen. Um herauszufinden, wie jenseits des absichtslosen Dienstes der Caritas auch im „abgehängten Prekariat“ das Reden und Lebenszeugnis vom Gott des Lebens glücken kann, das Zeugnis für das johanneische „Leben in Fülle“.
Von Alexander Foitzik