In seiner ausdrücklich erst vorläufigen Bilanz erinnerte der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, daran, dass die tägliche Bereitschaft für die Arbeit mit den Medien im Laufe seiner langen Amtszeit immer größer werden musste. Entsprechend gewährten die Medien auch dem Neuen keine Schonfrist: Die Initiation des zum neuen Vorsitzenden gekürten Freiburger Erzbischofs in diese Mediengesellschaft hatte etwas geradezu Exemplarisches und bietet gute Gelegenheit, über das Verhältnis von Kirche und (Medien-)Öffentlichkeit nachzudenken. Dabei kann es keinen Zweifel geben: Die öffentliche Verantwortung und Rechenschaft gehört fundamental zur Kirche, dieser Aufgabe kann und darf sie sich nie entledigen. Nimmt sie zu den vielen Ereignissen und Problemen des kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Lebens nicht mehr begründet und argumentativ Stellung und damit ihre besondere Verantwortung für das Ganze und das Gemeinwohl nicht mehr wahr, befindet sie sich auf dem sicheren Weg zur Sekte.
Dass die Kirche derzeit ein besonderes Augenmerk auf das Mediengeschehen im Land richtet, ist in jedem Fall zu begrüßen. Denn in den Problemen, die die Kirche mit der modernen Medienöffentlichkeit hat, zeigen sich besonders deutlich ihre Probleme mit der modernen Gesellschaft insgesamt. So ist diese Medienöffentlichkeit aber auch nicht nur ein unausweichliches Bewährungsfeld, sondern auch ein wichtiges und fruchtbares Lernfeld: Zur Überprüfung und Schärfung der eigenen Argumente, zur Erprobung der Qualität und Glaubwürdigkeit kirchlichen Redens und Handelns.
Von Alexander Foitzik