Dass die kirchliche Erwachsenenbildung in der Krise steckt, kann nur leugnen, wer es sich entweder immer noch in der wohlgeheizten Guten Stube des Status quo gemütlich machen zu können glaubt, oder wer einem immer schon ungeliebten Instrument postkonziliarer Selbstvergewisserung lieber heute als morgen das Totenglöcklein läuten möchte. Alle anderen erkennen, dass die Chancen lange nicht mehr so gut, aber auch die Herausforderungen lange nicht mehr so groß waren wie zurzeit.
Natürlich ist das Christentum auf den ersten Blick alles andere als bildungsnah. Durchaus im Unterschied zu Judentum und Islam haben wir es mit einer Bekenntnisreligion zu tun; ein Umstand, welcher deren weltweiter Ausbreitung sicher mehr genutzt als geschadet hat. Dies gilt zumal wenn – so beispielsweise bis heute in Indien – Bildungseinrichtungen wie christliche Schulen, Seminare und Universitäten das nachholen und befestigen, was im ersten missionarischen Eifer versäumt wurde. Doch in Zentraleuropa herrscht – inner- wie außerkirchlich – Bildungskrise: Seit 40 Jahren schmilzt unaufhaltsam das Glaubenswissen dahin. Auch um eher bildungsbürgerliche Wissensressourcen kunsthistorischer oder literarischer Natur ist es schlecht bestellt, ebenso wie um die Kenntnis der sozialkatholischen Fundamente der Zivilgesellschaft.
Eine der erfolgreichsten Erwachsenen-Bildungsmaßnahmen
Nach teilweise schwer entschuldbaren Kahlschlägen in den diözesanen Bildungs-Haushalten der letzten Jahre ist diese Einsicht inzwischen auch in den kirchlichen Führungsetagen angekommen. Man hat verstanden, dass theologienahe Angebote beispielsweise gegenüber Deutsch- und Computerkursen gestärkt werden können und müssen, weil hier ungenutzte Chancen einer „Erwachsenenpastoral“ im weiteren Sinne ungenutzt geblieben sind. Das Interesse an Glaubensbildung, vor allem an theologischen Grundkursen, ist immer noch größer als das Angebot.
Dass Medien- und Buchmarkt das Thema Religion nach dem 11. September 2001 und dem „Papstjahr“ 2005 entdeckt haben, ist offensichtlich. Nicht zuletzt die erfolgreiche Gründung des „Verlages der Weltreligionen“ beim (demnächst Berliner) Suhrkamp-Verlag spricht hier eine deutliche Sprache und lässt zunehmend deutlich werden, welches Potenzial das Angebot von Schlüssel- und Sekundärtexten der Weltreligionen und inzwischen auch des Christentums in verlässlichen deutschsprachigen Ausgaben darstellt (vgl. HK, Januar 2008, 11ff.).
Nun erhält kirchliche Bildungsarbeit auch noch von anderer Seite potente Schützenhilfe: Von vielen noch unbeachtet, hatte „hr2-Kultur“ des Hessischen Rundfunks (HR) bereits im Jahr 2008 mit dem Wochenendprogramm „Streit um Gott“ aktuelle Auseinandersetzungen über Islam, Theodizee, Naturalismus, Evolution und Kirchenmacht zu einer hoch anregenden Diskussions- und Feature-Reihe mit prominenten Akteuren in Deutschland ausgebaut. Das Material liegt auf DVD vor. Seit Oktober dieses Jahres wird nun im Rahmen des seit 1998 nur vom HR verantworteten „Neuen Funkkolleg“ eine 24-teilige je 25-minütige Radioreihe mit Begleitband im Verlag der Weltreligionen angeboten, die das genauere Hinschauen lohnt.
Das „alte“ Funkkolleg ist ein Erfolgsmodell gewesen. Heute muss man kaum noch erklären, was der Begriff meint. Am 5. Mai 1966 war das noch anders. Im zweiten Hörfunkprogramm des Hessischen Rundfunks hatte der Frankfurter Erziehungswissenschaftler Hans Scheuerl ein neues, bis dahin unbekanntes Sendeformat vorgestellt. In einem auf drei Jahre angelegten Projekt sollte 20 Wochen lang jeden Donnerstag jeweils eine 45-minütige Vorlesung und am folgenden Tag ein sich logisch anschließendes Kolloquium zwischen einem Professor und einigen Mitarbeitern im Radio übertragen werden.
Das „Funkkolleg zum Verständnis der modernen Gesellschaft“ trat damals mit dem Anspruch an, eine „echte Universitätsveranstaltung“ im Radio abzubilden. Vorbereitet durch Georg Pichts Warnung vor einer Bildungskatastrophe im Nachkriegsdeutschland verdankt das Funkkolleg seine Existenz letztlich dem „Hilferuf“ des damaligen hessischen Kultusministers Ernst Schütte, einem Sozialdemokraten: Berufstätigen, die kein Abitur besaßen, besonders aber hessischen Lehrerinnen und Lehrern sollte durch ein Fernstudium eine (ergänzende) Qualifizierung im Bereich „Sozialkunde“ ermöglicht werden.
Zu diesem ersten Funkkolleg (Modell I) hatten sich insgesamt 3280 Hörerinnen und Hörer angemeldet. Insgesamt wurden etwa 650 Zertifikate vergeben. Der Verkauf von 25000 der Funkkolleg-Taschenbücher ließ aber auf eine sehr viel größere, informell interessierte Hörerschaft schließen. Das als unerwartet großer Erfolg gefeierte neue Format musste also fortgeführt und auf ein breiteres Fundament gestellt werden.
In den Jahren 1969 bis 1974 entwickelte konsequent die so genannte Quadriga, bestehend aus Hessischem Rundfunk (HR), Saarländischem Rundfunk (SR), Südwestfunk (SWF) und Süddeutschem Rundfunk (SDR) in Kooperation mit dem Deutschen Volkshochschulverband und dem Deutschen Institut für Fernstudien (DIFF) in Tübingen jenes Funkkolleg, das bis 1998 mit einem ausbalancierten Komplex aus Radiobeiträgen, (bis 1987 als Fischer Taschenbuch gedruckten) Begleitbänden, lokalen Studienbegleitzirkeln in den Volkshochschulen und einem Prüfungs- und Zertifikatsystem in Hoch-Zeiten mehr als 50000 Bundesbürger pro Kolleg und in den dreißig Jahren seines Bestehens rund 750000 angemeldete, zahlende Teilnehmer („Kollegiaten“) erreichte. Zwar wurden die hochgesteckten Ziele, mit den bis 1998 ausgestellten Zertifikaten eine echte aufstiegsrelevante Zusatzqualifikation zu bieten, nicht erreicht. Die erfolgreiche Teilnahme hatte eher den Ruf eines „geistigen Sportabzeichens für Interessierte“.
Dennoch darf das deutsche Funkkolleg auch im internationalen Maßstab, sowohl was die Reichweite, als auch was die wissenschaftliche und didaktische Qualität angeht, als eine der erfolgreichsten Erwachsenen-Bildungsmaßnahmen überhaupt angesehen werden. Mindestens so sehr wie die Mobilisierung eines ganzen Heeres von wissenschaftlichem und pädagogischem Begleitpersonal sowie der Finanzmittel für das nie kostendeckende Projekt etwa durch die Stiftung Volkswagen und verschiedene Kultusministerien muss heute die beispiellose Kooperationsbereitschaft fast sämtlicher westdeutscher Funkhäuser (auf dem Höhepunkt 1989 fehlten nur Bayern und Berlin) erstaunen.
Aber auch die Kontinuität des Interesses in der Bevölkerung spricht für das Funkkolleg zwischen 1969 und 1998. Anders als bei seiner Einstellung 1998 behauptet, kann nämlich von einer langsam schwindenden Teilnehmerzahl nur in den letzten drei Jahren die Rede sein. Die Teilnehmerzahl bewegte sich im statistischen Mittel bei 26000.
Ausschläge bei den Teilnehmerzahlen nach oben oder unten waren abhängig vom Thema des jeweiligen Kollegs: Erreichte man etwa mit „Volkswirtschaftslehre“ schon 1971 nur 8247 Teilnehmende sowie mit „Recht“ in den Jahren 1982/83 nur 14229, trafen die Themen „Beratung in der Erziehung“ (1975/76, 50560 Teilnehmer), „Pädagogische Psychologie“ (1972/73, 40688), sowie „Literatur“ (1976/77, 30503) und „Musik“ (1977/78, 36537) aber auch „Kunst“ (1984/85, 41412) und „Moderne Kunst“ (1989/90, 37264 Teilnehmende) offenbar mitten ins Herz des bildungsinteressierten Publikums.
Doch auch in den späten Jahren erreichte die „Literarische Moderne“ 1993/94 mit 33019 noch eine hohe Teilnehmerzahl und selbst das Thema „Altern“ generierte 1996/97 nach zwei zugegebenermaßen schwachen Jahren noch einmal 18739 Teilnehmer. Dass die kolleg-begleitenden Taschenbücher nicht selten mit einer Auflage um 450000 Exemplare gedruckt und verkauft wurden, lässt auf eine um die zehn bis zwanzig mal höhere Zahl an radiophonen Zaungästen schließen (vgl. Jochen Greven [Hg.], Das Funkkolleg. 1966–1998. Ein Modell wissenschaftlicher Weiterbildung im Medienverbund. Erfahrungen – Auswertungen – Dokumentation, Weinheim 1998).
Das neue Funkkolleg ist stark auf Hör-Erlebnisse ausgerichtet
Wenn nun das Funkkolleg in den neunziger Jahren mehr und mehr unter Beschuss geriet, ist die Ursache dafür also weniger in seinem abnehmenden Erfolg, als in der rasanten und vermutlich unvermeidbaren Umstrukturierung von Sendeformaten und Programmprofilen sowie der Neuorientierung an „Hörerbindung“ und „Programmfluss“ in den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten zu suchen. Das Funkkolleg war mit seinen 60-minütigen Sendungen, vielen Folgen und Wiederholungsterminen allzu sperrig geworden, platziert in Kultursendern, die wegen der insgesamt seit je vergleichsweise geringen Hörerzahl angesichts aufstrebender privater Konkurrenz zunehmend um ihre Legitimation kämpfen und „Hörschwellen“ vermeiden mussten. Der Ausstieg von SWF und SDR 1994 besiegelte den Anfang vom Ende des Funkkollegs traditionellen Zuschnitts. Der finanzielle wie qualitative Aderlass durch den Verlust zweier starker süddeutscher Sender war nicht zu verkraften.
So ist es kaum hoch genug zu schätzen, dass der Hessische Rundfunk als „Geburtsort“ des Funkkollegs seit 1998 dieses wieder alleine stemmt. Nicht zuletzt aus Kostengründen, aber auch, um noch stärker auf veränderte Hörgewohnheiten zu reagieren, wurde das Konzept seitdem grundlegend reformiert. Zentrales Merkmal des Neuen Funkkollegs ist heute seine starke Ausrichtung auf direkte Hör-Erlebnisse. Das Modell von abwechslungsreichen, inzwischen 25-minütigen Hör-Features, das bereits 1986/87 die Radio-Vorlesung abgelöst hatte, wurde beibehalten: Durch das Zusammenspiel von dokumentarischen Original-Tönen, Texten, Gesprächen, Diskussionen, Reportagen oder Hörspielszenen entsteht für die Teilnehmer ein sinnliches Hörbild, das die diversen Facetten eines bestimmten Themas differenziert und unterhaltsam beleuchtet.
Orientiert an den bereits früh sich abzeichnenden Hörerinteressen werden auch heute noch latent aktuelle, gesellschaftlich relevante Themen aufbereitet. Entsprechend einer alten Leidenschaft des Funkkolleg-Redakteurs Peter Kemper – seit 2003 betreut er zudem die tägliche Gesprächssendung „Doppel-Kopf“ auf hr2-kultur – startete das aktuelle Funkkolleg beim HR 1998/1999 mit dem Thema „Jugendkultur und Popmusik“. Es folgten die Themen „Die Zukunft des Denkens“, „Rauschrisiken in der Erlebnisgesellschaft“, „Evolution und Gentechnik“, „Globalisierung“, „Ernährung“, „Liebe“, „Astronomie und Raumfahrt“, „Hören und Zuhören“ sowie 2008/2009 „Psychologie“.
Das Funkkolleg bietet heute eine Hörfunkreihe mit 20 bis 30 knapp halbstündigen Sendungen, die seit der Staffel 2006/07 auf der Webseite von hr2 auch als Podcast und zum Herunterladen bereitgestellt werden (www.funkkolleg.de). Dazu kommen Begleitmaterialien in Form eines im Buchhandel erhältlichen Readers anstelle der vormaligen Studienbegleitbriefe, sowie ergänzende Veranstaltungen der Volkshochschulen, die jedoch nicht mehr die zeitliche Intensität und inhaltliche Durchdringungstiefe der ehemals wöchentlich stattfindenden Studienbegleitzirkel erreichen. Seit 2006 kann mit Hilfe einer Hausarbeit und einer Klausur, wird sie denn erfolgreich bestanden, wieder ein Zertifikat erworben werden. Ein „Ergebnisband“, in dem die Manuskripte der Radiosendungen in überarbeiteter Form als Buch veröffentlicht werden, schließt das Funkkolleg ab.
Hinzugekommen ist im Herbst 2006 in Zusammenarbeit mit dem „Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Unterrichtsforschung“ (ZFL) der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt die Möglichkeit, mit Hilfe einer Online-Lernplattform ausgewählte Themen des Funkkollegs für den Einsatz im Unterricht nutzbar zu machen. Dies ermöglicht es insbesondere hessischen Lehrerinnen und Lehrern, so genannte Leistungspunkte über das Hessische Institut für Qualitätsentwicklung (IQ) zu erwerben. Unabhängig hiervon sind auch die Hörfunksendungen des Funkkollegs in ihrer Gesamtheit beim IQ akkreditiert; der Nachweis aktiver Mitarbeit erfolgt – für alle Teilnehmer, die an einem Zertifikat interessiert sind – durch zwei Multiple-Choice-Tests, denen die Inhalte der Sendungen zugrunde liegen.
Das Funkkolleg Psychologie (2008/09) war darüber hinaus von der Landesärztekammer Hessen als Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und von der Hessischen Psychotherapeutenkammer als Fortbildung für Psychotherapeuten und Kinderpsychotherapeuten anerkannt. Da die Sendungen von hr2 generell auch als Audiostream am heimischen Computer „live“ gehört werden können, zeitversetzt von hr-info ausgestrahlt und die Funkkolleg-Beiträge im Internet zum Download bereitgestellt werden, ist das Funkkolleg heute auch außerhalb Hessens wieder zugänglich.
Die Außenwahrnehmung religiöser Phänomene
Bereits in den Jahren 1983/84 war „Religion“ das Thema eines Funkkollegs gewesen. Unter der Regie der katholischen Freiburger Professoren Günter Biemer (Religionspädagogik) und Josef Müller (Pastoraltheologie) sowie ihres evangelischen Tübinger Kollegen Karl-Ernst Nipkow hatte der in diesem Fall federführende Süddeutsche Rundfunk 24758 Teilnehmer erreicht und damit ein durchschnittlich frequentiertes Funkkolleg vorgelegt. Analog zur Idee des damaligen Funkkollegs verstand sich dieses Funkkolleg als allgemeinverständliches, aber gleichwohl erschöpfendes Propädeutikum in alle wesentlichen Themen im Horizont von Theologie und christlichen Kirchen.
In der Einleitung zum ersten Begleitband ist von einem „offenen, konfessionell-kooperativen Modell“ (11) die Rede. Als Autoren wurden Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter vor allem südwestdeutscher Theologischer Fakultäten und Pädagogischer Hochschulen gewonnen. Konsequent waren die Kapitel populär gewandet, aber eben doch traktatanalog organisiert. Nach einer „demonstratio religiosa“ („Grundelemente der Religiosität“) folgten Ausführungen über „Weltreligionen in ihrer Bedeutung für unseren Lebensbereich“, zwei Kapitel zum Christentum und abschließend ein Schlussteil „Zukunft der Religion – Zukunft der Menschheit“.
Das aktuelle Funkkolleg heißt nicht ohne Grund „Religion und Gesellschaft“, orientiert es sich doch konsequent an der Außenwahrnehmung religiöser Phänomene, die seit der Katastrophe vom 11. September 2001 wieder an gesellschaftlicher Relevanz gewonnen haben. Die flott getexteten Kapitelüberschriften sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Radio-Features wie in besonderer Weise der im Oktober im Verlag der Weltreligionen erschienene höchst lesenswerte Eröffnungsband (Peter Kemper, Alf Mentzer, Ulrich Sonnenschein [Hg.]: Wozu Gott? Religion zwischen Fundamentalismus und Fortschritt, Frankfurt 2009) die Themen auf der Höhe aktueller wissenschaftlicher Debatten angehen.
„Ich bin dann mal fromm – Weltflucht oder Gotteserfahrung“ liest man hier oder „Kopftuch, Kreuz und Minarett – Glaubensstreit im öffentlichen Raum“ und „Abriss oder Umbau? Die Krise der Großkirchen“. Die Zuordnung der Sendungen zu einzelnen Religionen oder gar die Abhandlung christlicher Traktate findet eher implizit statt. Im Mittelpunkt steht eine stark publizistisch gefärbte, damit aber für ein breites Publikum interessante Zugehensweise, die dann in den einzelnen Features, in denen fast durchweg Fachtheologen oder Religionswissenschaftler und -philosophen zu Wort kommen, auf der Höhe der aktuellen Debatten vertieft wird. Ähnliches ist über den Begleitband zu sagen.
Dass der Titel „Wozu Gott?“ auf einen durchgängig verwendeten „nur“ funktionalistischen Religionsbegriff schließen lassen könnte, glaubt man spätestens dann nicht mehr, wenn man den einleitenden tiefgläubigen und geradezu anrührenden Text von Robert Spaemann „Das unsterbliche Gerücht“ gelesen hat. Der Band stellt eine unvergleichliche Kompilation aller religionspolitischen Debatten der letzten Jahre dar und lässt weder die Friedenspreisrede von Jürgen Habermas noch Auszüge aus den einschlägigen neoatheistischen Großwerken von Richard Dawkins oder Christopher Hitchens vermissen.
Organisiert in sechs Großkapiteln (Streit um Gott, Gott und Spiritualität, Gott und Vernunft, Gott und Politik, Gott und Gesellschaft, Gott und Kultur) kommen aber ebenso christliche Theologen zu Wort wie Hans-Joachim Höhn, Erzbischof Reinhard Marx oder Bernhard Grom. Im Klappentext heißt es resümierend: „Dieser Band untersucht, welche Konsequenzen die Renaissance des Religiösen in einer postsäkularen Gesellschaft zeitigt: von der Wissenschaft bis zur Kunst, von der Soziallehre bis zur Cyber-Church, von der Neurotheologie bis zur Populärkultur.“
Eine Kooperation mit dem Fachbereich katholische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt unter der Leitung von Bernd Trocholepczy ermöglicht neben der Bereitstellung des Readers (eine Zusammenfassung der Features folgt nach Ende der Reihe ebenfalls im Verlag der Weltreligionen) und der bis dato gesendeten Sendungen als podcast die Verarbeitung und Diskussion des Erfahrenen mit Mitteln des web 2.0. Unter www.funkkolleg-religion.de finden sich Videos von Live-Diskussionen, Links zu älteren Angeboten des hessischen Rundfunks und zu bisher nicht zugänglichem Archivmaterial, aber auch zu den neuen „social communities“ facebook, studiVZ und twitter. Hier könnte der religiösen Bildung mit Schülern und Studierenden ein völlig neues Publikum erschlossen werden.
Es ist sehr zu begrüßen, dass der Hessische Rundfunk erstmalig neben den Volkshochschulen für Begleitveranstaltungen vor Ort auch die evangelischen und katholischen Erwachsenenbildungswerke und Akademien der Region mit ins Boot genommen hat. Damit steht der Erschließung des breit gefächerten und auf Dauer zugänglichen Materials für die kirchliche Erwachsenenbildung nichts im Weg. Mit den professionell erstellten Radio-Features wird zu dem eine Lücke im bisherigen kirchlichen Bildungsangebot geschlossen: Als mp3-Datei können die Sendungen zeitsouverän unterwegs gehört, weiter versandt und getauscht und auf Dauer – etwa auch für den Religionsunterricht – konserviert werden. Fremdprophetisch zeigt hier eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt, wo es langfristig in den kirchlichen Erwachsenenbildungswerken, aber auch mit dem Religionsunterricht hin gehen könnte.