Das Engagement der Kirche im tertiären Bildungssektor, an den Hochschulen und in der Forschung, gerät leicht ins Visier, wenn wir, wie derzeit mit Blick auf längerfristig chronisch sinkende Kirchensteueraufkommen, Prioritäten setzen müssen. Sind wir als Kirche da eigentlich noch „in unserem Element“? Inwieweit geht es an und mit den Universitäten um die Verkündigung des Evangeliums, um Arbeit an der Zukunftsgestalt von Kirche? Ist dieser Bereich nicht peripher und „elitär“?
Mit dem Begriff Elite, richtig verstanden als Dienst- und Verantwortungselite, drängt sich allerdings sogleich eine Gegenfrage auf: Welche Keimzellen der Zukunftsgestaltung, welchen Zugang zu den zukünftigen Multiplikatoren und Entscheidungsträgern gäbe die Kirche auf, würde sie sich aus der Hochschularbeit, aus einer engen und kritischen Verbundenheit mit der wissenschaftlichen Forschung zurückziehen?
Dies gilt besonders auch für den internationalen beziehungsweise internationalisierten Bereich von Hochschule und Wissenschaft, der in seiner deutschen Ausprägung Gegenstand einer Studie wurde, die im vergangenen Juli der Katholische Akademische Ausländer-Dienst (KAAD), basierend auf 79 Fragebögen aus allen deutschen Diözesen sowie aus den weltkirchlichen Werken und einigen Orden, veröffentlicht hat („Die Katholische Kirche und die Internationalisierung der deutschen Hochschulen“, Bonn / KAAD 2010, 66 S.). Die katholische Kirche als Weltkirche und weltweite Gemeinschaft (Communio) in und aus Teilkirchen hat nämlich zur internationalen Migration von Studierenden und Wissenschaftlern und zur Internationalisierung der Hochschulen einen durchaus genuinen Zugang. Dies gilt zunächst für ihre pastorale Sorge um die Bildungsmigranten und ihre (religiöse) Identität (an ihren eigenen wie an staatlichen Hochschulen).
Unter den die christliche Sozialethik leitenden Begriffen von Gerechtigkeit und Frieden gilt aber darüber hinaus in globaler Hinsicht, dass die Internationalisierung der Hochschulen auch aus kirchlicher Sicht wünschenswert ist, sofern sie denn einen verstärkten Zugang zu Bildung und Forschung für die ärmeren Länder ermöglicht und der Schaffung von Foren der kontinentübergreifenden interdisziplinären, aber auch interreligiösen Begegnung dient, zur Schaffung von „Friedenswerkstätten“, wie das Johannes Paul II. einmal genannt hat. Eine solche „Sinngebung“ der globalen Bildungsmigration ist umso wichtiger, als sie leicht ausschließlich unter wirtschaftlichen Vorzeichen verstanden wird.
Ein einzigartiges Stipendienwerk
Die Spitze der katholischen Kirche sieht diese Zusammenhänge klar: Zum Abschluss des Zweiten (und bislang letzten) Weltkongresses der Pastoral für ausländische Studierende in Rom vom 13. bis 16. Dezember 2005 richtete Benedikt XVI. einen besonderen Gruß an die ausländischen Studierenden und brachte die pastorale Sorge der Kirche für sie zum Ausdruck, gerade angesichts der mit der Migration auch oft verbundenen „Gefahr einer Identitätskrise“ und des „Verlusts geistlicher und moralischer Werte“, zugleich aber mit klarem Blick auf das Potenzial, das sie für die Entwicklung ihrer Länder darstellen. Der Heilige Stuhl sieht demnach in der Pastoral für die „international students“ eine wichtige und spezifische Aufgabe, institutionell verortet im Päpstlichen Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs.
Diese pastorale Sorge hat in der deutschen katholischen Kirche die doppelte Ausrichtung einer karitativ motivierten Zuwendung – der Solidarität – und eines Dialogs mit „strategischer“ Blickrichtung gefunden, kann sie doch auf eine reiche partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kirchen des Südens und Osteuropas zurückblicken, innerhalb derer akademisch gebildete und wissenschaftlich geschulte Multiplikatoren, seien es nun Priester und Ordensleute oder Laien, eine zentrale Brückenfunktion haben. Ein gutes Lehrstück dafür ist auch die Geschichte der Institution, die die erwähnte Studie erarbeitet hat.
Als zentrales Förderungswerk der katholischen Kirche für ausländische Studierende und Wissenschaftler aus Entwicklungs- und Schwellenländern sowie Osteuropa (katholische Laien sowie in begrenztem Umfang Angehörige anderer Konfessionen und Religionen) förderte der Katholische Akademische Ausländer-Dienst (KAAD) 2009 insgesamt 508 Stipendiatinnen und Stipendiaten, die sich ganz überwiegend zu postgraduierten Studien in Deutschland aufhielten. Er arbeitet bei Auswahl und (Nach-)Betreuung derzeit mit 52 Partnergremien und 23 Alumnivereinen in deren Heimatländern sowie mit dem Netzwerk der Katholischen Hochschul- und Studierendengemeinden und den Diözesanstellen für die Hochschularbeit in Deutschland zusammen.
Neben der Stipendienvergabe steht die ideelle Förderung und pastorale Begleitung im Zentrum der Arbeit. Insgesamt 62 Bildungsveranstaltungen im In- und Ausland besuchten 2009 fast 1600 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Innerhalb der katholischen Weltkirche ist der KAAD damit ein einzigartiges Stipendienwerk, das nach dem letzten Weltkrieg 1958 als erstes neues weltkirchliches Werk in Deutschland (noch vor Misereor) formell gegründet wurde.
Seit den achtziger Jahren legt der KAAD als Clearing-Stelle der Deutschen Bischofskonferenz für ausländische Studierende und Wissenschaftler im Drei- bis Vierjahresrhythmus Berichte zur diözesanen und überdiözesanen Förderung vor, verbunden mit einer generellen Einschätzung der Entwicklung im internationalen Sektor der (deutschen) Hochschulen. Diese so genannte Internationalisierung der deutschen Hochschulen hat in den letzten Jahren in der öffentlichen Debatte und Aufmerksamkeit an Stellenwert eingebüßt. Ein genauer Gradmesser mit entsprechender Kriteriologie, wie man sie (im internationalen Vergleich) jeweils zu bewerten habe, ist bislang nicht aufgestellt worden. Dennoch war der quantitative Aspekt der Zahl ausländischer Studierender immer ein wichtiger Indikator.
Diese Zahl ist ab 2006 erstmals seit Jahrzehnten rückläufig (fast vier Prozent mit Bezug zum Wintersemester 2008/2009, vor allem bei Studierenden aus Osteuropa und China) und beträgt im WS 2008/2009 etwa 239 000 (11,8 Prozent aller Studierenden). Deutschland bleibt weltweit das drittwichtigste Gastland nach den USA und Großbritannien (Vergleichsbasis ist derzeit 2007). Der vorrangige Problemdruck liegt sicher bei den steigenden Zahlen deutscher Studierender und bei der „Reform der Reform“ des Bologna-Prozesses in Richtung besserer „Studierbarkeit“. Dabei sind die „international students“ und deren zunehmende wirtschaftliche und soziale Probleme, die die KAAD-Publikation thematisiert, primär nicht im Fokus.
Bildung als öffentliches Gut und als Menschenrecht
Gleichwohl gibt es seit etwa 1996 einen Konsens unter den politisch führenden Kräften, dass die Internationalisierung der deutschen Hochschulen für Deutschlands Weltmarktposition in Wirtschaft und Forschung entscheidend ist, zumal die Ressource „Wissen“ und ihre möglichst flexiblen Protagonisten, die „hellsten Köpfe“, Schlüsselfaktoren der Entwicklung im 21. Jahrhundert sind. Die im öffentlichen Bewusstsein und in den darauf zielenden politischen und medialen Diskursen immer dominanter werdende ökonomische Perspektive betrifft natürlich auch den (globalen) Wissenschafts- und Bildungsmarkt. Bildungs- und Arbeitsmigration sind in einem Zusammenhang zu sehen, wo es global um einen Wettbewerb der Einwerbung und temporären oder dauerhaften Beschäftigung von Hochqualifizierten geht.
Hierbei spielt – selbst innereuropäisch – der jeweils nationale „Brain gain“ noch eine zentrale Rolle (denn „Fachkräftemangel“ ist kein spezifisch deutsches Faktum). Überlagert werden kann dadurch der Blick auf das nach wie vor gravierende Problem der Abwanderung („Brain drain“) von Hochqualifizierten, insbesondere aus Entwicklungsländern, und deren Verlust an Schlüsselpersonen im Entwicklungs- und Transformationsprozess.
Den deutschen politischen Akteuren und Institutionen lässt sich aufs Ganze gesehen immer noch bescheinigen, dass ein Modell des „Austauschs“ einer (oft kurzfristig gedachten) ökonomisch orientierten Einwerbung entgegensteht, wie sie die Überführung von Bildungsmigranten in den eigenen Arbeitsmarkt kennzeichnet, die beispielsweise besonders „aggressiv“ Australien praktiziert. Die Verkürzung von Bildungsbiographien auf solche von „Arbeitskraft-unternehmern“ im (globalen) Wettbewerb ist nur ein Beispiel für eine ökonomistische Sicht des Geschehens.
Die kirchliche Perspektive in Bildungsfragen geht von der Person aus und sieht Bildung immer auch als Persönlichkeitsentwicklung, zu der die religiöse Identität wesentlich gehört. Das daraus resultierende Eintreten für Bildung als öffentliches Gut und als Menschenrecht sollte auch hierzulande die Mechanismen und die gleitend wirksam werdenden Selbstverständlichkeiten aufdecken, durch die primär ökonomisch beziehungsweise marktorientiert geprägtes Denken die bildungspolitische Praxis aller Akteure bestimmen kann.
Im Mittelpunkt des Streits um die Hochschulreform in Deutschland steht nach den studentischen Protestkampagnen des Jahres 2009 die Umsetzung des so genannten Bologna-Prozesses. Mittlerweile haben die politischen Akteure eingeräumt, dass Deutschland zu schematisch Vorgaben umgesetzt hat, die Nachbarländer souveräner gehandhabt haben und die die ursprüngliche Bologna-Erklärung von 1999 offener formuliert hatte. Die Schlussdeklaration der diesjährigen Bolognafolgekonferenz in Budapest und Wien (März 2010) liest sich wie eine Bestätigung der Kritik an der deutschen „Engführung“. Allerdings sei eingeräumt, dass „Bologna“ auch als Projektionsfläche für alle möglichen Defizite und (langfristigen) Versäumnisse im deutschen Hochschulwesen herhalten muss (etwa die chronische Unterfinanzierung), von deren eigentlichen Ursachen sich so gut ablenken lässt.
Die Hochschulgemeinden leisten wertvolle Arbeit
Erinnert sei daran, dass die Implementierung des Bologna-Prozesses vor allem auch als Katalysator der „Internationalisierung“ verstanden und gerechtfertigt wurde, etwa zur Steigerung der Attraktivität des deutschen Hochschulwesens für ausländische Gäste, zumal viele neue Studiengänge in Englisch angeboten werden und man mit der Nomenklatur „Bachelor“ und „Master“ einen (vorgeblich US-amerikanischen) internationalen Standard zu erreichen versprach. Eine verstärkte internationale Mobilität, in unserem Fall auch eine über lange Jahre praktizierte Einwerbung von ausländischen Studierenden und Wissenschaftlern, hat aber auch kulturelle und soziale „Folgekosten“.
Ein Auslandsstudium sollte eine gelungene kulturelle (und in kirchlicher Perspektive auch religiöse) Begegnung mit einschließen. Angesichts der Verkürzung der Studienzeiten, stärkerer Verdichtung der Studien und erhöhten Leistungsdrucks wird diese vertiefte Begegnung zu einer Herausforderung, der sich Begleitprogramme – auch beispielsweise der Hochschulgemeinden – verstärkt stellen müssen. Stellungnahmen des „Forums Hochschule und Kirche“ (Bonn) und der „Konferenz für Katholische Hochschulpastoral“ (KHP) als Dachorganisationen der Hochschulpastoral haben immer wieder auf diese Notwendigkeit von Freiräumen für Begegnung und Engagement in den studentischen Lebenswelten hingewiesen.
Zu einer substanziellen Begegnung gehört auch die Spracherfahrung und gehört in diesem Fall eine besondere Option für die deutsche Sprache. Wenn diese sprachliche Integration nicht gelingt, entstehen auch im akademischen Raum „Parallelgesellschaften“, die eine Beziehung zu Deutschland kaum aufbauen können und Ursache für sozialpsychologische Probleme werden.
Der Ausgangspunkt für die Präsenz der katholischen Kirche in der Welt der ausländischen Studierenden in Deutschland und im internationalen Bereich des Hochschullebens, vor allem durch die etwa 125 Hochschul- und Studierendengemeinden, ist sicher zunächst ein seelsorglicher und ganzheitlicher. Es geht darum, ihnen eine (temporäre) religiöse Beheimatung zu ermöglichen und damit zugleich einen wechselseitigen Prozess der spirituellen Bereicherung zu initiieren. Gerade deshalb aber haben die Akteure eine besondere Sensibilität für die „soziale Seite“ der Internationalisierung entwickelt, für die komplexen Alltagsprobleme der Bildungsmigranten, deren materielle und soziale Situation leicht instabil werden kann und die in der Fremde eine hohe Lebensleistung zu erbringen haben.
Die 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (international orientierter Teilbericht, 2008) zeigte erneut, dass die wirtschaftliche Situation der Bildungsausländer, also der Mehrzahl der ausländischen Studierenden, die ihre Hochschulzulassung oder ihren ersten Hochschulabschluss nicht in Deutschland erworben haben, deutlich ungünstiger einzustufen ist als die der deutschen Studierenden. Die Abhängigkeit von (zusätzlicher) Erwerbstätigkeit ist bei ihnen, vor allem wenn sie aus Entwicklungs- und Schwellenländern kommen, besonders hoch und seit 2003 um sieben Prozent gestiegen.
Damit ist diese Gruppe von den Rückwirkungen der Wirtschaftskrise auf den Jobmarkt besonders betroffen und auf flexible ausländerrechtliche Regelungen angewiesen. Die Verdichtung der universitären Curricula im Rahmen der Bolognareformen lässt zudem kaum Spielraum für das Jobben. Von den Bildungsausländern kommen etwa 50 Prozent aus Staaten mit geringem, etwa 30 Prozent aus solchen mit mittlerem Pro-Kopf-Einkommen, 85 Prozent gelten als „Free Mover“, die nicht im Rahmen von Programmarrangements nach Deutschland gekommen sind. Ausschließlich von Stipendien können sich nur neun Prozent finanzieren.
Gastfreundliche Offenheit für andere Religionen
Die Möglichkeit, in schwierigen Studienphasen, die die volle Konzentration erfordern, oder in unverschuldeten Notlagen auch materiell helfen zu können, hat in den deutschen Diözesen und Hochschulgemeinden eine lange Tradition. Laut KAAD-Umfrage haben die deutschen Diözesen – allerdings mit deutlich unterschiedlichen Finanzausstattungen – im Jahr 2009 etwa 1,27 Millionen Euro an Studienbeihilfen für ausländische Studierende vergeben können (inklusive kleinerer diözesaner Stipendienprogramme). Zusätzlich standen rund 350 000 Euro an öffentlichen und Drittmitteln zur Verfügung. Die Mittel des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in deren „Notfonds“ sind übrigens noch höher.
Diese überwiegend karitative Seite der Arbeit darf nicht unabhängig vom geistlichen Leben der Hochschulgemeinden gesehen werden, wo die ausländischen Mitglieder oder Gäste oft eine bereichernde oder sogar tragende Rolle übernehmen. Die Publikation des KAAD zeichnet daher – auch mit „Good Practice-Beispielen“ aus einigen Diözesen – ein lebendiges Bild der Aktivitäten der Hochschul- und Studierendengemeinden außerhalb der leichter zu quantifizierenden finanziellen Hilfe. Bei vielen, vor allem den größeren Gemeinden, reicht das Spektrum von Gottesdiensten für bestimmte Zielgruppen über Bibelgespräche und Arbeitskreise zu vielfältigen Themen bis hin zu Wallfahrten und Reisen.
Eine besonders wichtige Rolle für die Reichweite der Gemeindearbeit kommt den Beratungsangeboten zu, die bei praktischen Orientierungs- und Integrationshilfen, einschließlich der Vermittlung in die über 100 katholischen Wohnheime, ansetzen und Studien- sowie vielfältige Formen der Lebensberatung umfassen. Die personelle Basis für all diese Arbeit ist schon jetzt in einer Reihe von Diözesen sehr begrenzt, dramatisch geradezu in Berlin, der Stadt mit der höchsten Zahl an ausländischen Studierenden. Mit Schock und Unverständnis wurde daher aufgenommen, dass sich die Diözese Trier ganz aus der Hochschulpastoral (und darüber hinaus weitgehend aus dem Bereich außerschulische Bildung) zurückziehen will.
Ein wichtiger Teil der pastoralen Arbeit der Hochschulgemeinden ist auch die gastfreundliche Offenheit für andere Konfessionen und Religionen. Die Mehrzahl von ihnen pflegt auf akademischer und spiritueller Ebene den interreligiösen Dialog. An verschiedenen Hochschulorten wird darüber hinaus derzeit ein intensives Gespräch darüber geführt, inwieweit die Religionen beziehungsweise die Dimension der Transzendenz auf dem Campus (über die Hochschulgemeinden hinaus) sichtbar sein sollten, vor allem in multireligiösen Gebetsräumen beziehungsweise „Räumen der Stille“ (vgl. dieses Heft, 526 ff.). Den Stand dieser Diskussionen dokumentiert die KAAD-Studie, insbesondere durch ein „Good Practice-Beispiel“ aus Baden-Württemberg.
Im Rahmen des hochschulpolitischen Austauschs, den hier die ökumenische Landesarbeitsgemeinschaft Hochschulseelsorge und Hochschulpastoral mit der Landesregierung, vor allem dem Wissenschaftsministerium, pflegt, hat sich eine ministerielle Arbeitsgruppe „Religionen an den Hochschulen“ gebildet, die an einer Handreichung zur Konzeption und Praxis solcher Andachtsräume arbeitet. Eine wichtige Anregung kam vom „Raum der Stille“ auf dem Campus Westend der Universität Frankfurt.
Die internationale Arbeit der Hochschulpastoral liegt primär in der Verantwortung der Diözesen. Überdiözesan können dagegen die Stipendienwerke – für Laien in erster Linie der KAAD – gezielt strategische, partnerschaftlich-weltkirchlich orientierte Akzente setzen. Wünschenswert wäre in Zukunft, dass diese Arbeit noch deutlichere Synergien etwa mit den Diözesanländerpartnerschaften entwickeln könnte, wie es der KAAD modellhaft mit einigen Diözesen praktiziert (Regensburg im Blick auf Myanmar, Münster–Ghana, Hildesheim–Bolivien).
Zur „Internationalität“ unserer Hochschulen, staatlicher und kirchlicher, gehören selbstverständlich auch die in Deutschland studierenden Theologen und Ordensleute. Dies wird vielleicht auch deshalb leicht übersehen, weil weltkirchliche Werke (Adveniat, Missio, Renovabis) und Orden deutlich mehr Mittel für Theologenförderung außerhalb Deutschlands, vor allem in Rom, einsetzen. Auch dies dokumentiert die Studie.
Ein Schwerpunkt der weltkirchlichen Arbeit
Überdiözesan wurden 2009 insgesamt für die personengebundene Förderung ausländischer Studierender und Wissenschaftler in Deutschland an Stipendien-Mitteln etwa 4,65 Millionen Euro investiert. Gefördert wurden damit neben den 508 KAAD-Stipendiaten noch 131 weitere Personen, Theologen, aber auch 24 Laien. Vor Ort (in den Ländern des Südens beziehungsweise Osteuropas selbst) beläuft sich die entsprechende Fördersumme insgesamt allerdings auf rund 6,1 Millionen Euro (7212 Personen, zumeist Seminaristen) beziehungsweise rund 4,1 Millionen Euro (415 Personen) in Drittländern.
Die Gründe, nicht in Deutschland zu fördern, liegen unter anderem einmal in den Wünschen der vorschlagenden Partner (oft Bischöfe) selbst, zum anderen aber auch in Vorbehalten gegenüber dem deutschen Hochschulsystem, was die Strukturierung und Betreuung der (Promotions-)Studiengänge beziehungsweise auch deren (theologisch-)inhaltliche Ausrichtung angeht. Im Kontext der Gründung des „Instituts für Weltkirche und Mission“ (Frankfurt / St. Georgen Juni 2009) wurden daher auch konzeptionelle Überlegungen angestellt, unter welchen Bedingungen solche Förderungen in Zukunft verstärkt im deutschen Hochschulraum – und damit auch in einer stärkeren „ideellen“ Anbindung an die in Deutschland verorteten Förderinstitutionen – erfolgen könnten. Dadurch würde sich auch das insbesondere von einzelnen Diözesen artikulierte Desiderat eines organisatorischen und geistlichen Betreuungs- und Begleitprogramms sowie einer Standardisierung und Professionalisierung des Auswahlverfahrens einlösen.
Resümierend lässt sich feststellen, dass die Förderung von und der Dialog mit ausländischen Studierenden und Wissenschaftlern für die katholische Kirche in Deutschland ein Schwerpunkt ihrer weltkirchlichen und pastoralen Arbeit sind. Sie sollten es – trotz sinkender Kirchensteuereinnahmen – auch weiterhin bleiben. Die Präsenz dieser Multiplikatoren und der dadurch ermöglichte interkulturelle und interreligiöse Dialog, der Brückenschlag zu Partner(orts)kirchen innerhalb der Weltkirche und der Ökumene, bieten die Chance für eine substanzielle Bereicherung des Gemeindelebens und des Lebens der katholischen Kirche in Deutschland allgemein.