Viele Fragen, die sich im Zusammenhang mit den jetzt aufgedeckten Fällen von sexuellem Missbrauch durch Priester stellen, verweisen letztlich auf ein Grundproblem: Wie verhält sich die katholische Kirche zur modernen Gesellschaft? Lange Zeit hat sie sich als Bollwerk gegen die Moderne verstanden; seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sie ein neues Verständnis der „Welt von heute“ entwickelt. Diese Öffnung durch das Konzil ist in ihren Auswirkungen heute strittig, wie nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit der Piusbruderschaft zeigt. Der bevorstehende Ökumenische Kirchentag könnte eine Chance sein, sich der gemeinsamen Herausforderung der Moderne für alle christlichen Kirchen neu bewusst zu werden.
Von Ulrich Ruh