Mit mehreren Initiativen haben sich Kölner Katholiken zuletzt in die Diskussionen über die Nachfolge von Kardinal Joachim Meisner eingeschaltet. Es wird angenommen, dass sein bereits vor fünf Jahren eingereichtes Rücktrittsgesuch nach seinem 80. Geburtstag am Weihnachtstag noch in diesem Winter angenommen wird. Im Februar ist Meisner dann 25 Jahre Erzbischof von Köln.
Der „Kölner Kircheninitiative“ liegt in ihrem Offenen Brief an den Papst und die wahlberechtigten Mitglieder des Domkapitels von Anfang Dezember 2013 daran, dass Laien, Diakone und Priester sowie die diözesanen Beratungsgremien in das Verfahren mit einbezogen werden. Dass fast alle der zwei Millionen katholischen Christen des großen und finanzstarken Erzbistums Köln auf die Wahl des Oberhirten keinen Einfluss nehmen könnten, stehe im Gegensatz zu altchristlichen Überlieferungen. Unterschrieben wurde der Brief auch von einer Reihe prominenter Katholiken außerhalb des Erzbistums (etwa von Sabine Demel, Johannes zu Eltz, Hans Küng, Klaus Mertes, Norbert Mette, Thomas Schüller und Paul Zulehner). Mit dem kommenden neuen Erzbischof verbinde man großen Hoffnungen, man erwarte „eine gemeindenahe Person“.
Grundsätzlicher setzt eine „Denkschrift Kölner Katholiken“ aus dem Umfeld der Karl-Rahner-Akademie an, die mit der Überschrift „Wir wollen zur Kirche des Konzils zurück“ Ende November veröffentlicht wurde und sich ebenfalls durch Papst Franziskus ermutigt fühlt. Unter Meisner habe es den Rückzug in ein „Ghetto demonstrativer Orthodoxie“ gegeben. Er habe mit seinem autoritären Amtsverständnis vor allem die bioethischen, familienpolitischen und sexualmoralischen Lehraussagen der letzten Päpste betont und sie de facto zum entscheidenden Kriterium des christlichen Glaubens stilisiert. Angesichts der „inneren Auszehrung der Gemeinden“ bedürfe es jetzt einer spirituellen und intellektuellen Erneuerung, deren Herausforderung in sieben Punkten konkretisiert wird.
Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine äußerte sich kritisch zum Stil der Denkschrift. Es stoße bei ihm auf Unverständnis, wenn kurz vor dem 80. Geburtstag des Erzbischofs eine öffentliche „Abrechnung“ mit seiner Person und Amtszeit erfolge, die mit pauschalen Vorwürfen und Unterstellungen Stimmung mache.