Ebola setzt das Thema Gesundheit an die Spitze der EntwicklungsagendaDie Pest des 21. Jahrhunderts?

Die Experten in der Entwicklungszusammenarbeit insgesamt und auch in den kir­chlichen Hilfswerken haben sehr spät auf Ebola reagiert. Wurde wirklich genug ­getan, um einen solchen Ausbruch zu verhindern, und genug, um ihn in den Griff zu bekommen? Dabei ist Gesundheit vor, während und nach Ebola das bestimmende Thema im Alltag der Armen und müsste wieder einen Spitzenplatz auf der Entwicklungsagenda erlangen.

Ebola setzt das Thema Gesundheit an die Spitze der Entwicklungsagenda: Die Pest des 21. Jahrhunderts?
© Missionsärztliches Institut Würzburg

„Diejenigen, die sich dem Sanitätsdienst widmeten, hatten deshalb tatsächlich kein so großes Verdienst, denn sie wussten, dass sie gar nicht anders handeln konnten, und es wäre im Gegenteil unglaublich gewesen, wenn sie sich nicht dazu entschlossen hätten. Diese Gruppen halfen unseren Mitbürgern, weiter in die Pest einzudringen, und überzeugten sie teilweise davon, dass alles Nötige unternommen werden musste, um die Krankheit zu bekämpfen, weil sie nun einmal da war. Wie die Pest so die Pflicht einiger Einzelner wurde, erschien sie wirklich als das, was sie war: eine Angelegenheit, die alle anging (…) Es ging ausschließlich darum, möglichst viele Menschen vor dem Sterben und der endgültigen Trennung zu bewahren. Dafür gab es nur ein einziges Mittel, das hieß: die Pest bekämpfen. Diese Wahrheit war nicht bewundernswert, sie war nur folgerichtig.“ So schreibt Albert Camus in „Die Pest“.

Die Verfasser schreiben diesen Artikel Mitte Oktober 2014, obwohl von den ersten Ebola-Toten in Guinea bereits im März berichtet worden war. Wenig später gab es die ersten Todesfälle in Liberia, im Mai hatte sich die Erkrankung auf Sierra Leone ausgedehnt. Schon im Juni warnten Experten davor, dass Ebola in diesen drei Ländern außer Kontrolle geraten sei. Kurz darauf waren auch Nigeria und der Senegal betroffen.

Inzwischen sind die Gesundheitssysteme in Guinea, Liberia und Sierra Leone überfordert, man befürchtet den Zusammenbruch der fragilen Staatsgebilde. Am 3. Oktober sind 3431 Ebola-Tote und 7470 Ebola-Infizierte registriert. Die Zahl der Neuansteckungen steigt in den betroffenen Ländern exponentiell und Experten befürchten bis Januar 2015 Zehntausende Infizierter in der Region.

Aus den USA wird die erste eingeschleppte Ebola-Erkrankung gemeldet, wenig später stirbt der Patient. In Madrid hat sich eine Krankenschwester bei der Pflege eines Ebola-Patienten infiziert. Die Faktenlage ist eindeutig: Das Ebola-Virus schickt sich an, zur Pest des 21. Jahrhunderts zu werden. Deswegen geht es nun darum, das Folgerichtige zu tun, also Ebola so schnell, umfassend und vielseitig wie möglich zu bekämpfen! Aber warum fällt genau das so schwer?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht davon, dass die Ebola-Krise ohne Beispiel ist, bleibt aber – wohl wegen chronischen Geldmangels – auffallend passiv. Papst Franziskus betet für die Ebola-Opfer und bittet die internationale Gemeinschaft, alles Nötige zu tun. Aber das Nötige wird immer noch nicht getan. Die Vereinten Nationen kalkulieren, dass zur Eindämmung der Krise 800 Millionen Euro nötig sind. Bis Ende September wurde aber nur knapp ein Drittel davon zugesagt. Die Lage ist so verzweifelt, dass die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ die Bundesregierung in einem offenen Brief sogar zur Entsendung militärischer Teams in die Ebola-Region auffordert, um sie dort für medizinische Zwecke einzusetzen.

Die Bundesregierung sagt im September 17 Millionen Euro an Soforthilfe zu, Anfang Oktober erreichen die ersten Hilfslieferungen der Bundeswehr Monrovia. Auf dem Spendenkonto „Aktion Deutschland hilft – Nothilfe Ebola“ deutscher Hilfsorganisationen gingen bis Anfang Oktober gerade einmal 90 000 Euro ein.

Weshalb reagieren wir so furchtbar schleppend auf Ebola? Warum schreiben wir erst jetzt? Warum nicht bereits im Juni oder spätestens nach dem 29. Juli, als der erste namhafte Ebola-Experte, Sheik Umar Khan, seinen Kampf gegen die aggressive Krankheit mit dem Leben bezahlte? Haben wir den Ausbruch von Ebola nicht ernst genommen und seine Bedrohung nicht klar genug gesehen? Haben wir die Ebola-Krise verdrängt, fühlten wir uns nicht kompetent genug zum Schreiben, wollten wir, der Realität zum Trotz, keine Unglückspropheten sein? Waren wir, nach all dem, was im Sommer 2014 passierte, nicht mehr aufnahmefähig für die „nächste“ Katastrophe? Wahrscheinlich von allem etwas.

„Falscher Zeitpunkt“

Natürlich brach die Ebola-Krise zu einem sehr ungünstigen Moment der Weltgeschichte aus: Im Juni begann Isis/IS mit dem Krieg und den unbeschreiblichen Gewaltorgien im Irak und in Syrien (vgl. dieses Heft, 586 ff.). Zeitgleich hielten die Ukraine­krise und der Abschuss von Flug MH 17 die Welt in Atem. Kurz darauf begann auch noch der Krieg in Gaza. Und zwischendurch war Deutschland Fußballweltmeister geworden. Alle starrten auf Osteuropa, den Nahen Osten und auf Brasilien. Angesichts der emotional aufgeladenen Stimmung war es schwer, auch noch Empathie für „ein paar Tote mehr in Afrika“ aufzubringen. Und außerdem war Sommerpause und die meisten Entscheidungsträger in Politik und Kirche befanden sich im Jahresurlaub.

Vielleicht dient ein solcher Blick auf den unglaublich dichten Sommer 2014 dem einen oder anderen als Erklärung und auch als Entschuldigung für unser mangelndes Mitgefühl und unsere Tatenlosigkeit im Fall von Ebola. Uns, die Verfasser dieses Textes, beschämt er. Denn wir haben das Folgerichtige, von dem Camus schreibt, ganz einfach nicht erkannt und auch nicht getan. Wir haben uns mit dem Leid der betroffenen Westafrikaner nicht identifiziert, und wir haben weder die Hilfeschreie der Opfer noch jene der Helfer gehört. Wir haben das in unserer Macht Stehende nicht getan. Wir haben unsere Pflicht nicht erkannt. Wir haben Ebola bisher nicht bekämpft.

Außerordentliche Krisen bedürfen außerordentlicher Maßnahmen. Aber diese Maßnahmen kommen viel zu schleppend in Gang. „Wir“, also die Experten in der Entwicklungszusammenarbeit und auch in den kirchlichen Hilfswerken, haben viel zu lange so getan, als ob „die Pest“ Ebola eine Angelegenheit wäre, die uns alle (fast) nichts anging. Und deswegen fliegt sie uns jetzt so richtig um die Ohren.

Es geht nun darum, möglichst viele Menschen vor dem Sterben zu bewahren und die weitere Ausdehnung von Ebola auf die Nachbarländer (und die Welt?) zu verhindern. Es reicht ganz gewiss nicht, Ebola ein bisschen zu bekämpfen und ansonsten so weiterzumachen wie bisher. Ebola ist ein ganz besonders dramatisches „Zeichen der Zeit“, dessen Erkennen keinen Aufschub mehr duldet. Diese todbringende Krankheit muss dringend in einer konzertierten Aktion effizient und unbürokratisch bekämpft werden.

„Heilt Kranke“ (Mt 10,8) ruft Jesus den Christen im Allgemeinen und ihren Hilfswerken im Besonderen zu. Angesichts des medizinischen Tsunamis, der auf Westafrika zugerollt ist, verbietet es sich, diesen Heilungsauftrag auszusitzen, theologisch weichzuspülen oder institutionell zu verwässern. Es gab bisher schon viel zu viele Tote, weil wir zu zögerlich waren, und es wird gemäß der – in diesem Falle grausamen – Regeln der Stochastik noch zig (Hundert-)Tausende mehr Tote geben, wenn wir nicht endlich in die Gänge kommen.

Basisgesundheitsdienste in Hinterland und Armenvierteln dürfen nicht vergessen werden

Es besteht ein riesiger Bedarf an Fachleuten in öffentlicher Gesundheitsversorgung (public health). Die betroffenen Länder und (sehr bald auch die Anrainerstaaten) brauchen dringend Ärzte und Krankenpfleger, die geschult sind im Umgang mit hochkontagiösen Krankheiten. Mitarbeiter der lokalen staatlichen und kirchlichen Gesundheitsdienste müssen trainiert werden, um fehlerlos Schutzanzüge anzulegen und gefahrlos wieder auszuziehen und um infektiöse Patienten hygienisch sicher betreuen zu können. Es braucht Feldlaboratorien und Laborpersonal, Überwachungs- und Diagnosegeräte, mobile Kommunikationsins­trumente, Unmengen an Schutzanzügen, Desinfektionsmittel‚ Trinkwasser und Benzin. Es müssen dringend mehr Behandlungszentren für erkrankte Ebola-Patienten entstehen.

Aber gleichzeitig müssen die Basisgesundheitsdienste im Hinterland und den Armenvierteln finanziell, personell und logistisch unterstützt werden, um den medizinischen Normalbetrieb einigermaßen gewährleisten zu können. Das Gleiche gilt für Krankenhäuser und Gesundheitsstationen, die wegen Erkrankung und Tod des Personals oder dessen kurzfristigen Abzugs in die Behandlungszentren geschlossen wurden und nun dringend wieder eröffnet werden müssen.

Es ist klar, dass die akute Ebola-Epidemie nur noch mit größten medizinischen Anstrengungen, ausgeprägtem logistischen Know-how und enormer finanzieller Freigebigkeit bewältigt werden kann. Ebenso klar ist, dass die drei hauptsächlich betroffenen Länder dazu niemals ohne fremde Hilfe in der Lage sind: Guinea, Sierra Leone und Liberia liegen, was den Gradmesser der Entwicklung (Human Development Index der Vereinten Nationen) betrifft, auf den Plätzen 178, 177 und 174 von insgesamt 187 Ländern.

Die öffentlichen Ausgaben für Gesundheit betrugen beispielsweise in Guinea im Jahr 2012 lediglich 9 US-Dollar pro Kopf. Das entsprach weniger als einem Zehntel dessen, was nötig wäre, um in den Ländern niedrigen Einkommens Basisgesundheitsdienste flächendeckend bereitzustellen. Auch in Liberia und Sierra Leone blieben die öffentlichen Aufwendungen für Gesundheit unter 20 Dollar pro Kopf. In Deutschland sind sie im Vergleich hierzu mehr als 200 Mal höher.

Aber ebenso klar ist, dass es nach dem Eindämmen und der Kontrolle der Epidemie, wann immer das auch sein mag, eine weitere Mammutaufgabe zu erfüllen gibt, nämlich den Wieder- beziehungsweise flächendeckenden Neuaufbau des Gesundheitsdienstes in den betroffenen Ländern und die post-traumatische Behandlung der Überlebenden. Wer wird die im Kampf gegen Ebola gestorbenen Ärzte und Pfleger ersetzen? Von woher werden sie kommen und wie viel werden sie kosten?

Wer wird die Überlebenden von Ebola in ihrer Rekonvaleszenz und Trauerarbeit begleiten, betreuen und versorgen? Wer wird die vielen durch Ebola und die Sicherheitskampagnen gegen Ebola Traumatisierten therapieren? Und wer wird sich um die Kinder kümmern, die wochenlang sich selbst überlassen und zuhause eingesperrt waren, durch Ebola zu Vollwaisen und – schlimmer noch – zu Ausgestoßenen ihrer Lebensgemeinschaften wurden? Die Überlegungen, wie diese Trauma-Arbeit vonstattengehen und organisiert werden soll, müssen jetzt schon beginnen, ebenso wie die Suche nach Institutionen, die sie finanzieren.

Es liegt auf der Hand, dass jene Länder alleine weder in der Lage sind, die Epidemie zu bekämpfen, noch die posttraumatische Behandlung der Überlebenden übernehmen können. Aber es ist zu befürchten, dass innerhalb der Regierungen, der Kirche und der Entwicklungsorganisationen nicht allzu viel über Post-Trauma-Arbeit in „Ebola-Ländern“ nachgedacht wird und deswegen für diese Aufgabe so gut wie keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen werden. Warum? Allein schon deshalb, weil auch Monate nach dem massiven Ausbruch der Ebola-Epidemie nicht annähernd ausreichende finanzielle Mittel zu deren erfolgsversprechenden Bekämpfung bereitgestellt wurden. Noch immer scheint die Dramatik des Geschehens nur zum Teil in den Köpfen und Herzen der Entscheidungsträger, Journalisten und Mitbürger angekommen zu sein.

Gewiss, inzwischen tut sich etwas, aber dieses Etwas ist einfach nicht genug. Endlich gibt es etwas an finanziellen Mitteln, aber gleichzeitig sind die bürokratischen Hürden und institutionellen Bedenken noch zu hoch, um sie aufzustocken und so schnell wie möglich dorthin fließen zu lassen, wo sie dringend gebraucht werden. Ebola ist immer noch nicht das, was es ist: eine Angelegenheit, die alle angeht und deshalb offene Augen, Betroffenheit, Einsatzbereitschaft, Mut und Kreativität erfordert.

Ebola kann nur dann wirklich erfolgreich und nachhaltig bekämpft werden, wenn wir mehr auf das schauen, was derzeit in Westafrika geschieht als auf das, was in Europa und den USA geschehen könnte. Wenn uns das aktuelle Leid der Ebola-Kranken in Guinea, Sierra Leone und Liberia ebenso betroffen macht wie das Leid der spanischen Krankenschwester. Wenn wir bereit sind, im wahrsten Sinne des Wortes „alles“ zu geben, statt nur das „Nötigste“ zu tun. Wenn wir mutig und vorbehaltlos vermeintlich bewährte Wege und Ziele der Entwicklungszusammenarbeit überdenken und kreativ genug sind, neue Wege zu gehen, auch wenn sie uns mühsam und wenig attraktiv erscheinen.

Anders ausgedrückt: Der Ebola-Ausbruch ist so fulminant, dass er zu einer Katharsis unter den kirchlichen und nichtkirchlichen Entwicklungsexperten führen sollte. Die zentrale Frage lautet, ob wir wirklich genug getan haben, um einen solchen Ausbruch zu verhindern und ob wir jetzt genug tun, um ihn endlich in den Griff zu bekommen? Unsere Antwort darauf ist eindeutig.

Gesundheit ist das bestimmende Thema im Alltag der Armen

Das Thema Gesundheit hat in der Entwicklungszusammenarbeit leider nicht mehr die Relevanz und Bedeutung, die es eigentlich haben sollte. Entwicklungszusammenarbeit soll unter anderem für (Gender-)Gerechtigkeit sorgen, Bildung ermöglichen, die Ernährung sichern, die Kleinbauern stützen und das Klima schützen. Sie muss transparent und nachhaltig sein, Transparenz auch vor Ort einklagen, (basis-)demokratisch Strukturen fördern und zu politischem Engagement ermächtigen.

Alle diese Ziele sind richtig und alle Projektmaßnahmen zu deren Erreichen sind unbestritten wichtig. Aber sie bleiben nur Stückwerk und sie erscheinen irgendwie nichtig, wenn die Armen als bevorzugte Adressaten zumindest der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit krank bleiben oder sterben müssen, weil sie keinen ausreichenden Zugang zu adäquaten Gesundheitsdiensten haben. Gesundheit war schon vor Ebola für die Armen Westafrikas (und nicht nur für sie) wesentliches Merkmal guten Lebens. Während der Ebola-Epidemie ist sie zu ihrem größten Wunsch geworden und nach Ebola wird sie ihre stärkste Sehnsucht bleiben.

Gesundheit ist mit anderen Worten vor, während und nach Ebola das bestimmende Thema im Alltag der Armen. Genau dies müssen wir akzeptieren, wenn wir den Armen und der Option für die Armen treu bleiben wollen. Denn es geht um sie, nicht um uns. Es geht um ihre (generativen) Themen, nicht um unsere, schrieb Paolo Freire, der Begründer der „Pädagogik der Unterdrückten“ nicht nur den Pädagogen vor bereits 44 Jahren ins Stammbuch, sondern allen, denen die Armen und deren Entwicklung ein Herzensanliegen sind: „Wir dürfen nie bloß über die gegenwärtige Situation reden, wir dürfen nie den Menschen Programme überstülpen, die wenig oder nichts mit ihren eigenen Sorgen, Zweifeln, Hoffnungen und Befürchtungen zu tun haben (…) Es ist nicht unsere Aufgabe, zum Volk über unsere Sicht der Welt zu sprechen (…) Vielmehr besteht sie darin, mit dem Volk in einen Dialog über seine und unsere Auffassungen einzutreten.“

Vielleicht waren, vielleicht sind ein Teil von uns Entwicklungsexperten der Auffassung, genug für die Gesundheit der Armen in Westafrika und anderen Regionen des Südens getan zu haben. Vielleicht ist ein anderer Teil von uns schon lange der Meinung, dass nun andere Themen im Zentrum unseres entwicklungspolitischen Handelns stehen müssten und Gesundheit deshalb Aufgabe der lokalen Regierungen und der WHO sei. Und plötzlich konfrontiert uns Ebola mit Tausenden auf entsetzliche Art und Weise Gestorbenen und Abertausenden von Infizierten, die kurz vor ihrem Sterben den Tod weiter reichen werden an unzählige andere unglückselige Schwestern und Brüder, die in den Slums von Monrovia, im Busch von Guinea oder irgendeinem Dorf in Sierra Leone die Sehnsucht haben, gesund zu bleiben und von der Hoffnung leben, medizinische Hilfe zu bekommen, wenn sie krank werden sollten.

Ihr Sterben und Leiden, ihre bisher unerfüllte Hoffnung auf mehr Gesundheit in der Einen Welt sollte uns die Augen und die Herzen öffnen, damit wir das ganz Offensichtliche erkennen und uns auch eingestehen: Wir haben die „Pest Ebola“ bisher nur halbherzig bekämpft und wir sind für das Recht aller Menschen auf Gesundheit bisher nur halbherzig eingetreten. Wir hatten uns vor knapp 15 Jahren bezüglich der Gesundheit Ziele gesetzt, die alle nur zum Teil erreicht wurden.

Aber statt uns darüber aufzuregen und das Folgerichtige zu tun, feiern wir das Erreichte als großen Erfolg und tun so, als ob wir die großen Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS längst im Griff hätten; vernachlässigte Tropenkrankheiten weiter vernachlässigt werden könnten und Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Bluthochdruck, Asthma, Herzinfarkt und Schlaganfälle in den armen Ländern des Südens nicht vorzukommen haben und deswegen dort nicht behandelt werden müssten. Dabei ist jede dieser Krankheiten längst schon ein weiteres Ebola, das bekämpft werden muss wie die Pest.

Der Arzt Dr. Rieux, der in Camus’ Roman zusammen mit etlichen anderen die Pest besiegte, „wollte nicht zu denen gehören, die schweigen, er wollte vielmehr für diese Pestkranken Zeugnis ablegen und wenigstens ein Zeichen der Erinnerung an die ihnen zugefügte Ungerechtigkeit und Gewalt hinterlassen; er wollte schlicht schildern, was man in den Heimsuchungen lernen kann.“ Tun wir also das Folgerichtige: Setzen wir das Thema Gesundheit endlich auf den ersten Platz der Entwicklungsagenda.

Anzeige: Geschichte der Päpste seit 1800. Von Jörg Ernesti

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