Bei ihrer Vollversammlung vom 11. bis 14. März in Madrid wählte die Spanische Bischofskonferenz den Erzbischof von Valladolid, Ricardo Blázquez Pérez, zu ihrem neuen Vorsitzenden. Der 1942 geborene Blázquez Pérez leitet das Erzbistum Valladolid seit 2010; zuvor war er fünfzehn Jahre lang Bischof von Bilbao. Er amtierte schon einmal, nämlich von 2005 bis 2008, als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Jetzt löst er den Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela (77), ab, der nach zwei Dreijahresperioden nicht mehr zum Vorsitzenden gewählt werden konnte.
Kardinal Rouco Varela, der seit 1994 als Erzbischof der spanischen Hauptstadt amtiert, zog in seiner Rede bei der Vollversammlung eine Bilanz, bei der er zunächst ein düsteres Bild der spanischen Gesellschaft zeichnete: Er beklagte deren Überalterung und konstatierte eine tiefe Krise von Ehe und Familie. Die spanische Nation sei mit schwerwiegenden Identitätsproblemen konfrontiert; ihre Identität werde durch „mögliche unsolidarische Brüche“ bedroht (offenbar eine Anspielung auf die katalanischen Autonomiebestrebungen). Das intellektuelle Niveau der öffentlichen Auseinandersetzungen in Spanien bezeichnete Rouco als armselig. Das alles führe zu einer kulturellen Situation, die man mit gutem Grund als „nachchristlich“ bezeichnen könne.
Als Hoffnungszeichen nannte er dagegen, dass die Kirche auf eine neue Generation von Priestern und Laien in den neuen kirchlichen Bewegungen und im Ordensleben zählen könne, die zum Zeugnis und zur Evangelisierung bereit sei. Es gebe einen Glauben, der nach wie vor tiefe Wurzeln im Bewusstsein des Volkes aufweise; er werde genährt durch die Volksfrömmigkeit und durch die Praxis der Nächstenliebe gegenüber den Allerbedürftigsten im eigenen Land sowie in den ärmeren Ländern.
Der neue Vorsitzende wandte sich in einem Interview nach seiner Wahl gegen die Vorstellung, man könne nicht gleichzeitig katholisch und modern sein. Es gehe nicht darum, progressiv zu sein oder nicht, sondern darum, „objektiv und wahrheitsgetreu auf die Fragen zu antworten, die aufgeworfen werden“. Er äußerte seine Sorge angesichts derer, die sich von Gott abgewandt hätten und betonte, es sei für alle Menschen gut, an Gott zu glauben. Zu seinem Stellvertreter im Amt des Vorsitzenden wählten die Bischöfe den Erzbischof von Valencia, Carlos Osoro Sierra (geb. 1945). Zur Spanischen Bischofskonferenz gehören derzeit 69 Diözesanbischöfe und 11 Weihbischöfe.