Kinder den Glauben als Lebensperspektive zu erschließen, gehört zu den schwierigen Aufgaben, an denen sich die Zukunft des Christentums in diesen Breiten entscheidet. Georg Langenhorst hat jetzt eine religionspädagogische Standortbestimmung vorgelegt, die in überzeugender Weise in die einzelnen Problemfelder einführt, aber auch praktische Vorschläge macht.
Aufgebaut ist das Buch nach einer gesellschaftlichen Situationsvergewisserung über die Bedingungen religiösen Lernens geradezu klassisch mit den Kapiteln „Kinder brauchen…“ Gott (I), Jesus (II) und „Be-Geist-erung“ (III) sowie Gemeinschaft (IV), abgerundet durch ein Kapitel über die Aufgaben des Religionsunterrichts. Dabei geht es jeweils darum, wie sich die Bildung religiöser Identität im Kontext der jeweiligen Themen vollzieht. Nicht Gottesvergiftung, sondern „Gottesentzug“ sei heute das Problem für Kinder und Jugendliche. Eingestreut wird das religions- und entwicklungspsychologische Grundwissen (etwa: kindliches Symbolverständnis); geschickt eingebunden und ausführlich besprochen werden auch die konkreten Herausforderungen der Vorbereitung auf die Sakramente Taufe, Erstkommunion und Firmung und andere religionspädagogische Fragen (Religion in Kindertageseinrichtungen, Korrelationsdidaktik, Kompetenzorientierung, Performativer Religionsunterricht etc.).
Kinder entwickeln eine religiöse Identität weit mehr innerhalb einer Erzähl- und als Ritual- denn als Bekenntnisgemeinschaft, lautet dabei eine der Grundthesen. Versuche der „strategischen Stärkung von zur Verfügung stehenden Glaubenswissen“ seien in dieser Altersstufe deshalb problematisch. Wie bei dem Augsburger Religionspädagogen nicht überraschen kann: Immer wieder werden literarische Beispiele der Thematisierung von Religion eingeflochten, die von heutigen Lebensfragen zu den theologischen Problemen der so genannten Glaubensweitergabe hinführen.
Trotz der gelegentlich etwas kleinteiligen Gliederung ist das Buch gut zu lesen. Der Autor, dem es erklärtermaßen um die Begleitung von Kindern zu eigenständigen, selbstverantworteten und gebildeten Persönlichkeiten geht, gibt sich keinen Illusionen über die Möglichkeiten von christlicher Erziehung, Bildung und Katechese heute hin. Umso überzeugender sind seine sorgsam abgewogenen Argumente, mit denen er dafür wirbt, dass man an der Sinnhaftigkeit christlicher Existenz auch angesichts der Infragestellungen keine Abstriche machen braucht. Religiöse Musikalität, so Langenhorsts Credo, sei eine bereichernde menschliche Dimension, deren Fehlen eine Lücke reiße.