Papst FranziskusDie Reformen der Finanzstrukturen des Vatikans gehen weiter

Papst Franziskus kommt mit seinen Reformen der Finanzstrukturen des Vatikans weiter voran. Anfang Juli wurde bekannt, dass die Aufgaben der vatikanischen Güterverwaltung APSA teilweise auf das neue Wirtschaftssekretariat unter der Leitung von Kardinal George Pell übergehen. Die APSA verwaltet unter anderem den Immobilienbestand des Vatikans, dessen Wert auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro taxiert wird. Das „Istituto per le Opere di Religione“ (IOR), die so genannte Vatikanbank, soll sich nach der Einfügung in die neuen Wirtschaftsstrukturen des Vatikans unter Pell auf den weltweiten Zahlungsverkehr für katholische Einrichtungen, vor allem Ordensgemeinschaften und einen eng umrissenen Kundenkreis konzentrieren und sich nicht mehr um die Vermögensverwaltung kümmern. Angekündigt wurden auch Reformen bei den Pensionsfonds wie auch beim vatikanischen Medienengagement. 

Die erste Phase der Restrukturierung mit der Überprüfung der Konten, dem Kampf gegen Geldwäsche und dem Bemühen um Transparenz sei abgeschlossen, sagte der scheidende IOR-Direktor Ernst von Freyberg. Neuer Direktor der Vatikanbank wird der Franzose Jean-Baptiste de Franssu werden, anders als Freyberg soll er das Amt hauptamtlich ausüben. Er gehört bereits der Kommission zur Untersuchung der Wirtschafts- und Finanzorganisation des Vatikans sowie dem von Kardinal Reinhard Marx koordinierten Wirtschaftsrat an. 

Freyberg hatte den Posten erst im Frühjahr des vergangenen Jahres, noch unter Benedikt XVI., übernommen und war für eine Reihe von Strukturveränderungen verantwortlich. So wurde im vergangenen Jahr der Jahresbericht des IOR im Internet veröffentlicht. Dem zweiten über die Ergebnisse des Folgejahrs ist dort jetzt zu entnehmen, dass der Gewinn im Bilanzjahr 2013 auf 2,9 Millionen Euro geschrumpft ist, nachdem er im Vorjahr noch 86,6 Millionen Euro betragen hatte (das Eigenkapital beträgt 775 Millionen Euro). Dies wird in erster Linie auf die Kosten für die externen Experten zurückgeführt, die inzwischen fast alle 19 000 Konten der Vatikanbank überprüft haben. Rund 3000 Konten wurden bereits geschlossen, zumeist wegen fehlender Kontenbewegungen. Etwa 400 Inhaber hatten ein Konto, obwohl ihnen dies nach den Statuten der Bank gar nicht zusteht. Er habe den Eindruck gehabt, merkte Freyberg an, dass sich gerade an der Kurie „nicht nur die besten Köpfe, sondern auch große Intriganten tummeln“.

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