Pax ChristiEin kritischer Rückblick auf die Rolle der Kirche beim Beginn des Ersten Weltkrieges

Für „Pax Christi“ als internationaler katholischer Friedensbewegung seien die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges eine bleibende Herausforderung, sich kriegerischer Politik zu widersetzen und immer wieder Schritte der Versöhnung zu versuchen, beschreibt der Präsident von Pax Christi Deutschland und Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, die eigene Verpflichtung. In einer Ende Juni veröffentlichten Erklärung zum Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren kritisiert der deutsche Pax Christi-Bischof mit deutlichen Worten die eigene Kirche. 

Im August 1914 seien die deutschen Truppen unter dem Jubel der Bevölkerung und dem Läuten der Glocken zum Kampf ausgezogen. „Dieser Weg in den Krieg wurde in Deutschland von kirchlicher Seite unterstützt, mitunter von offener Begeisterung begleitet.“ Obwohl die katholische Kirche wegen ihres universalen Charakters stets Distanz zum Nationalismus des 19. Jahrhunderts gehalten habe, seien doch besonders am Anfang des Weltkrieges Bischöfe, Priester und Gläubige in großer Zahl an die Seite derer getreten, die den Krieg als moralische und geistige Erneuerung begrüßt hätten. Damit habe die Kirche Schuld auf sich geladen. 

In der Moraltheologie habe man zudem in dieser Zeit versucht, die Vorstellung von soldatischem Gehorsam, Opferbereitschaft und Pflichterfüllung bis in den Tod klar zu umreißen und in den Menschen fest zu verankern. Diese Auffassungen seien auch durch die grausamen Erfahrungen des Krieges später zunächst nicht in Frage gestellt worden. Im Unterschied zum nationalen Denken und Empfinden der Kirche in Deutschland habe dagegen Papst Benedikt XV. unermüdlich gegen den Krieg gemahnt. So habe er auf Schuldzuweisungen verzichtet und den Krieg als eine „grauenhaft nutzlose Schlächterei“ demaskiert. 

Aus heutiger Sicht müsse man erkennen, so Bischof Algermissen, dass erst die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und damit zusammenhängend auch des Zweiten ein stärkeres Engagement der Kirche für den Frieden und eine Abkehr von der Rechtfertigung von Kriegen begründete haben. Entsprechend verweist der Pax Christi-Bischof auf das Wort „Gerechter Friede“ aus dem Jahr 2000, in dem die deutschen Bischöfe betonen: „Die schrecklichen Erfahrungen der beiden Weltkriege haben in unserer Gesellschaft ein geschärftes sittliches, besonders auch friedensethisches Bewusstsein wachsen lassen, das wir als wertvolles Erbe auf Dauer bewahren wollen.“ Im Hinblick auf diese Einsicht müsse heute bekannt werden, „dass sich damals Bischöfe in ihrer Verkündigung und theologischen Billigung des Krieges geirrt und verirrt haben“.  

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