Sie hat 350 000 Mitglieder, mehr als 1900 Gemeinden und ist die viertgrößte christliche Religionsgemeinschaft in Deutschland: Die „Neuapostolische Kirche“ (NAK). Aus Sicht der etablierten christlichen Kirchen ist sie freilich keine Kirche, sondern eine „Sondergemeinschaft“. Denn die NAK vertritt eine ganze Reihe eigener Lehren, die so von keiner anderen christlichen Kirche unterstützt werden. Das gilt insbesondere für das „Entschlafenenwesen“ der NAK: Die Neuapostolische Kirche ist der Auffassung, dass der Zustand der Seelen im Jenseits zum Guten hin veränderbar sei. Deswegen können Verstorbene getauft werden und das Abendmahl empfangen – was im praktischen Gemeindeleben in speziellen Gottesdiensten geschieht, in denen die Amtsträger einer Gemeinde dann stellvertretend für die Toten kommunizieren.
In der Vergangenheit haben diese Lehren den Dialog der Ökumene mit der NAK erschwert. Doch mittlerweile gibt es Annäherungen. Mancherorts ist die NAK Gastmitglied in der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen“ (ACK) geworden. Doch immer wieder gibt es Fragen: Wie geht man miteinander um? Was ist theologisch möglich und vertretbar, wo gibt es Trennendes zwischen den Kirchen? Die ACK hat deswegen nun auf ihrer Bundesebene eine Handreichung für die Kirchengemeinden erstellt. In insgesamt zehn Punkten gibt dieses Papier Antworten etwa auf die Frage nach der Gültigkeit der Taufe: Seit Anfang 2006 erkennt die NAK die Taufe anderer christlicher Kirchen an, wenn sie mit Wasser und im Namen des dreieinigen Gottes vollzogen wird. Umgekehrt erkennen viele Mitgliedskirchen der ACK auch die Taufe der NAK an, weil sie auf diese Weise praktiziert wird. Deutlich gemacht wird jedoch auch, dass vollwertige Gottesdienste oder gemeinsame Segenshandlungen weiterhin nicht möglich sind – auch, weil die NAK Gottesdienste der anderen Kirchen nicht als solche akzeptiert.
Dagegen ermutigt die Orientierungshilfe zur Mitwirkung von Chören der jeweils anderen Konfession oder der Einladung von Würdenträgern der NAK zu besonderen Anlässen anderer Kirchen: „Grußworte bei solchen Gelegenheiten bieten die Möglichkeit, das wachsende ökumenische Miteinander zu würdigen.“ Der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin, Reinhard Hempelmann, erklärte auf Nachfrage, die Orientierungshilfe der ACK fasse zusammen, „was bereits gesagt und an konkreten Annäherungen vollzogen wurde.“ Gleichzeitig mache die Orientierungshilfe aber auch deutlich, dass noch weitere Schritte folgen müssten. „Auch für die NAK gilt: Der Preis der Ökumene ist der Abschied vom kirchlichen Exklusivismus.“