Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist es ein wichtiges Datum: Am 31. Oktober 2016, dem Reformationstag, beginnt das letzte Jahr der Lutherdekade. In einem feierlichen Festgottesdienst soll zudem die Revision der Lutherbibel in Gebrauch genommen werden. Doch vieles spricht dafür, dass sich die Fernsehkameras der Weltöffentlichkeit an genau diesem Datum nicht nach Berlin ausrichten.
Denn im schwedischen Lund werden der Lutherische Weltbund (LWB) und der Päpstliche Rat für die Einheit der Christen an genau diesem Tag zwei ungleich wichtigere Ereignisse feiern: Das 70-jährige Bestehen des 1947 in Lund gegründeten Lutherischen Weltbundes und das 50-jährige Jubiläum des Lutherisch-Katholischen Dialogs auf Weltebene. Darauf machte die Ökumene-Referentin des Lutherischen Weltbundes, Anne Burghardt, während der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) aufmerksam. Geplant sei ein gemeinsamer Gottesdienst und ein nachfolgendes ökumenisches Symposium, das sich an dem von LWB und Einheitsrat gemeinsam verfassten Dokument „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ orientieren solle. Ein Dokument, das die EKD bei seiner Veröffentlichung nur mit spitzen Fingern anfasste: Denn es nahm den deutschen Protestanten ein Stück der Deutungshoheit des Reformationsjubiläums, indem es ein gemeinsames, ökumenisches Reformationsgedenken anregte.
Dadurch erklärt sich wohl auch, warum die Veranstaltung in Lund von der Evangelischen Kirche in Deutschland kaum kommuniziert wird. Obwohl es bei der Tagung in Bremen schwerpunktmäßig um das Reformationsjubiläum ging, betonte der VELKD-Catholica-Beauftragte Karl-Hinrich Manzke zu Beginn seines Berichts explizit, auf diese Tagung nicht näher eingehen zu wollen. Und als die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann, auf einer Pressekonferenz wichtige Ereignisse im Zusammenhang mit dem Jubiläum skizzierte, nannte sie die Tagung in Lund gar nicht – und erklärte erst auf Nachfrage, in die Vorbereitungen nicht eingebunden zu sein. Hartnäckig freilich hielt sich in Bremen ein Gerücht: Der Termin in Lund könnte durch einen Papstbesuch geehrt werden. Denn immerhin handelt es sich bei der Tagung um eine Veranstaltung auf Weltebene, Franziskus könnte den Lutheranern also auf Augenhöhe begegnen. Das wäre bei den zwar international ausgerichteten, aber eben von einer nationalen Kirche veranstalteten deutschen Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum nicht der Fall– und könnte am Ende sogar dazu führen, dass die Veranstaltung in Lund dann allem anderen die Show stiehlt.